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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 268
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zeitig ihr Hauptquartier bezogen hatten, galt die Herrschaft der Gesetze
und der Ordnung, Aufreizungen gab es nicht mehr und nicht mehr die
früheren Wühler im Amtsbezirk. Alle Abzeichen der rothen Republik,
selbst die teutschen Fahnen waren nicht mehr zu sehen, und es waren die
Barte rasiert161, wo sie in der Revolution nach dem Vorbild Heckers gewachsen
waren - mit all diesen Ausdrücken versuchte Reichlin-Meldegg
seine Gegnerschaft gegen die Revolutionsanhänger, die für ihn jetzt richtige
Einstellungen, zu verdeutlichen.

Die Bühler Weinhändler, zu denen der Bürgermeister Berger ebenso gehörte
wie Alexander Wertheimer,162 belieferten bald das preußische Hauptquartier
in Kuppenheim; Reichlin-Meldegg mußte sie allerdings darauf
hinweisen lassen, daß die dortigen Offiziere über den ungenießbaren Wein
klagten und besserer Wein zu liefern sei.163

Mit der Verfolgung und Bestrafung der Revolutionäre beruhigten sich auch
die Verhältnisse in Bühl wieder, zumindest oberflächlich. 1851 stellte der
Nachfolger Reichlin-Meldeggs im Bezirksamt fest, daß es in Bühl viel Anhang
der Umsturzpartei gegeben habe. Ihre Anhänger hätten zwar nicht
die Mehrheit gebildet, seien indessen thätig gewesen. Jetzt, 1851, gäbe es
noch eine Anzahl ehemaliger Radikaler. Dies habe die Wahlen zum
Großen Bürgerausschuß beeinflußt, und zwar durch die Wähler der untersten
Wählerklasse. Dafür hätten aber die Wähler in den 2 oberen Klassen
gut abgestimmt, und insgesamt - so beruhigte der Beamte seine Vorgesetzten
- läge die Oberhand auf Seiten der guten Partei}6*

Nochmals wird deutlich, daß in Bühl die Revolution geprägt war als eine
Bewegung, welche zahlenmäßig vor allem das Kleinbürgertum - immer
wieder werden Handwerker genannt - ergriffen hatte. Die städtische
Führungsschicht scheint sich erst nach dem März 1848 mit der Revolution
verbunden zu haben. Bei der Radikalisierung der Revolution distanzierte
sie sich bald wieder.

Das mitten in Baden gelegene Bühl war, wie deutlich wurde, bei vielen Ereignissen
von außen „angesteckt" worden. Als die Unruhen auf Bühl übergriffen
, fanden sie eine ländliche Kleinstadt vor, die von der allgemeinen
wirtschaftlichen und politischen Krise der Zeit vor 1848 nicht unberührt geblieben
war. Andererseits hatten lokale Konflikte - die Auseinandersetzung
zwischen christlicher Mehrheit und jüdischer Minderheit und die Spannung
zwischen der Gemeinde und dem Vertreter des Staates, dem Amtsvorstand,
genügend Zündstoff geschaffen. Schon längst ging es um überfällige Lösungen
: Konnte es gemeindebürgerliche Gleichheit für alle geben? Wie konnte
die Freiheit der Gemeinde im Verhältnis zum Staat aussehen?

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