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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 286
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ausrief und nach Staufen zog. Diese erneute „Schilderhebung" unterstützten
die Ettenheimer dadurch, daß sie deren Niederschlagung durch Regierungstruppen
verhindern wollten - mit der Zerstörung der Schienen sollte
die Verlegung von Soldaten nach Südbaden verzögert werden.

Nachdem man die Bahnwärter unter Gewaltandrohung zur Herausgabe von
Werkzeug genötigt hatte, zerstörte man in der Nacht vom Samstag, 22. auf
Sonntag 23. September um 22 Uhr die noch neue Eisenbahnlinie bei
Orschweier, auf der Struve Regierungstruppen entgegengeschickt werden
konnten. Von den insgesamt neun Sabotageakten in dieser Nacht in Baden
waren in Orschweier mit 200 bis 300 Beteiligten mit Abstand am meisten
Personen beteiligt.54

Den zumindest temporären Erfolg dieses Unternehmens bestätigt ein noch
vor Ort verfaßter Bericht des Ministerialkommissärs von Reitzenstein, der
den Kriegsminister bei der Truppenverlegung nach Süden begleitete.

Orschweier den 23. September J848 Morgens 5 Uhr. Ich beeile mich, anzuzeigen
, daß General Hoffmann mit den beiden Bataillons, die er in Appenweier
zu erwarten für nothwendig hielt, endlich gegen 4 Uhr hier eingetroffen
sind, nachdem bei Frießenheim lange gehalten werden mußte, um
die herausgerissenen Schienen wieder zu befestigen. Der Angriff war von
ungefähr 30 Bewaffneten geschehen, die das Bahnpersonal mit Erschießen
bedrohten, so oft daßelbe sich dem Platze näherte um die Ausbesserung
wieder vorzunehmen. Erst bei dem Herannahen unseres Zuges zerstreute
sich die Rotte. Eine augenblickliche Verfolgung war vergeblich. Hier ist die
Zerstörung so bedeutend, daß wir mehrere Stunden liegenbleiben müssen.
Eine Holzbrücke oberhalb Orschweier ist beinahe gänzlich demolirt,
Schienen samt der Schwellen weggeschleppt. Es soll eine gegen 200 Mann
starke Rotte gewesen sein, aber nicht bewaffnet und von Führern comman-
dirt. Diese Rotte arbeitete an dem Zerstörungswerke über 3 Stunden, und
zog sich kurz vor unserem Eintreffen zurück. Die Artillerie hätte längst hier
sein müssen, wenn die Bahn frei gewesen wäre; wahrscheinlich hat hinter
uns die Zerstörung wieder begonnen. Ich hätte gern sogleich die nächsten
Orte mit Detaschements besucht um vielleicht Arretirungen vorzunehmen,
da mir von dem Bahnpersonal mehrere Personen die sehr thätigen Antheil
an der Zerstörung genommen, namhaft gemacht worden sind.55

Nach einem Bericht des badischen Innenministeriums an das Reichsministerium
des Innern in Frankfurt a. Main vom 4. Oktober 1848 sind bereits
aller Thäter . . . ermittelt, und zwanzig davon in gerichtlicher Verhaft, darunter
drei Rädelsführer (Kaufmann Rauch von Grafenhausen, Kronenwirth
Kuhn und Löwenwirth Binz von Mahlberg), die übrigen Theilnehmer bezie-

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