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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 288
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0288
„Im badischen Ettenheim gründeten unmittelbar vor der Offenburger Versammlung
am 13. Mai 1849 einige Frauen einen . . . Frauen- und Jungfrauenverein
. . . . Der Ettenheimer Frauenverein war einer der ersten politischen
Frauenvereine im Land. (Die meisten anderen Vereine entstanden
erst nach der Mairevolution.)"62

Ettenheim, 19. Mai [1849] Gestern hat sich dahier ein Verein von Frauen
und Jungfrauen gebildet, welcher sich dem Zweck vorstreckt, den hiesigen
Volksverein in seinen Freiheitsbestrebungen zu unterstützen und überhaupt
der Volkssache zu dienen. Besonders aber richtet dieser Verein sein Augenmerk
auf Diejenigen, welche im Dienst der Freiheit verunglücken, und sein
spezieller Zweck ist deshalb der, gefangene oder geflüchtete Republikaner
mit Geld, Kleidungsstücken wohl zu unterstützen, sowie im Falle eines für
die Freiheit entstehenden Kampfes etwaige Verwundete zu pflegen. . . .
Freilich werden die Frauen und Jungfrauen, deren Zahl sich schon jetzt auf
30 beläuft, von dem sogenannten wilden Adel, von den Beamten- und Krämerseelen
, voraussichtlich manche Spöttelei zu erleiden haben; alles dies
wird sie nicht abhalten, ihrem edlen Zweck zu dienen, indem sich an diesen
beiden Menschenklassen hier ohnehin Niemand mehr viel kehrt, und vielleicht
bald wieder eine Zeit kommen wird, wo sie die Köpfe nicht mehr so
hoch tragen, wie seit einiger Zeit.63

Initiatorin, Motor und Vorsitzende des Frauenvereins war Maria Antonia
Stehlin. Die Sitzungen des Frauenvereins wurden im Haus des Kreuzwirts
Karl Stölker abgehalten. Gegen fünf der Frauen wurde später eine Untersuchung
eingeleitet, nur gegen Maria Antonia Stehlin wurde gerichtliche
Klage erhoben.64 Der Volksverein erhielt vom Frauenverein als äußeres
Zeichen eine rote Fahne mit der aufgestickten Losung der Demokraten
Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle65. Maria Antonia Stehlin hatte die
Fahne gefertigt und hielt anläßlich der Übergabe an die Männer des Volksvereins
folgende Rede:

Bürger! Verübeln Sie nicht, wenn eine Frau es wagt, in einer Versammlung
zu sprechen, wo man nur kräftige entschiedene Männerrede zu hören gewöhnt
ist (. . .) Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, hat sich dahier vor einigen
Tagen ein Frauen- und Jungfrauenverein gebildet, welcher zunächst beschlossen
hat, dem wackeren, auch in unseren trüben monarchischen Zeiten
dem Republikanismus stets huldigenden Volksverein eine Fahne zu weihen
, (...), und es wird daher unser hauptsächliches Bestreben sein, solche
Männer zu unterstützen, welche im Dienst der Freiheit in Unglück geraten,
als Flüchtlinge ins Ausland verbannt, in Kerker geworfen oder verwundet
wurden. (...). Wir haben zu Ihnen das Vertrauen, daß Sie dieselbe nicht
bloß tragen werden, wenn der Verein Ausflüge macht oder eine Volksver-

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