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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 296
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Nach Achaz Stehlin wird schnell wegen hochverräterischem Aufruhr gefahndet
. In den Fahndungsblättern des Corps-Commandos der Gendarmerie
finden sich viele Revolutionäre aus dem Amt Ettenheim - an erster
Stelle immer Achaz Stehlin.

Signalment

1.) Des Anwalts Achaz Stehlin von Ettenheim: Alter 41 Jahre; Größe 5'4";
Statur untersetzt; Haare, schwarz; Stirne, nieder; Augen, grau; Augenbrauen
, braun; Nase, regelmäßig; Mund, gewöhnlich; Kinn, breit; Bart,
schwarz und stark; Gesichtsform, rund; Gesichtsfarbe, blaß; Abzeichen:
leidet stark an Flechtenausschlag.108

Dem Ehepaar Stehlin gilt das volle Interesse der Strafverfolgungsbehörden
. Er wird vom Dienst suspendiert. Als Aufenthaltsorte werden Rheinau,
Schlettstadt, Schiltigheim, Straßburg, Nancy und Paris genannt; er soll
mehrfach verhaftet, aber wieder freigelassen worden sein. Als möglicher
Deckname wurde Lesli vermutet.109 Die Urteile gegen das Ehepaar sind
hart:

Stehlin Achaz, Advocat, Hofgericht Bruchsal vom 19. Juni 1850, 12 Jahre
Zuchthaus und Schadensersatz, Vermögensverhältnisse unbekannt, flüchtig
.110 Am 27. Juli 1850 wurde Maria Antonia Stehlin vom Hofgericht in
Freiburg in Abwesenheit wegen Teilnahme an hochverräterischem Aufruhr
zu einem Jahr Zuchthaus, zu Schadensersatz und zu den Untersuchungsund
Prozeßkosten verurteilt.111

1851 kam es beim Oberhofgericht in Karlsruhe zu einer Berufungsverhandlung
- das Urteil wurde bestätigt."2 Auch der Entzug des Staatsbürgerrechts
, Entschädigungsforderungen und die Beschlagnahme des Vermögens
gehören zu den traurigen Folgen für die Verlierer. Als das Ehepaar im
Sommer des Jahres 1850 verurteilt wurde, war es wahrscheinlich noch in
Frankreich. Laut einem Schreiben vom 2. 11. 1850 soll sich Stehlin in
Amerika befunden haben."3 In den Verzeichnissen der Hochverräter von
1856, 1857 und 1860 werden beide noch als landesflüchtig aufgeführt.

In der Familienchronik werden als Gründe für die einjährige Zuchthausstrafe
für Maria Antonia die öffentlichen Reden vom Balkon ihres Hauses
und Charpiezupfen genannt."4 Charpie sind durch Zerrupfen alter Leinwand
entstandene Fäden, die früher zum Verband von Wunden benutzt und
später durch die antiseptischen Verbandsstoffe verdrängt wurden."5 Die
strafbaren Handlungen betrafen auch die Lebensmittelsammlungen, zu
denen Maria Antonia Stehlin und der Frauenverein die Bevölkerung aufgerufen
hatten. Solche Sammlungen - sie umfaßten auch Geldspenden, Klei-

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