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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 297
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dungsstücke und Verbandsmaterial - wurden in dieser Phase der Revolution
in vielen Gemeinden Badens organisiert, und es handelte sich dabei
vielleicht um „die" typische Aktionsform von Frauen. Vorgeworfen wurde
Antonia Maria auch die Herstellung der Blusen für das 1. Aufgebot und
die Anfertigung der Revolutionsfahne, eine typische Arbeit auch für alle
anderen Frauenvereine: Ursprünglich harmlose, hausfrauliche Tätigkeiten
bekamen durch den Rahmen der revolutionären Ereignisse eine politische
Bedeutung.

„Diese drei Tatbestände, die als erwiesen galten, hätten allerdings nicht
ausgereicht, um Maria Antonia Stehlin wegen Hochverrat zu verurteilen.
Der entscheidende vierte Anklagepunkt betraf aufwieglerische Reden: Am
Bahnhof von Orschweier hatte sie das zweite Aufgebot aufgefordert, gegen
Kippenheimweiler zu ziehen.""6 Die Vorgänge sind aktenkundig und beschrieben
, zumal ein Todesopfer zu beklagen war - die Verantwortung
wurde allerdings ihrem Mann zugeschrieben. Sicher zogen Frauen zur Verabschiedung
ihrer Männer in den Krieg mit zum Bahnhof, um ihnen Mut
zu machen. Sofie Gißler aus Grafenhausen verfaßte sogar ein später im
„Volksführer" veröffentlichtes Gedicht, mit dem sie die Wehrmannschaft
von Grafenhausen im Bataillon Euenheim zum Kapf für Freiheit, Gleichheit
, Bruderliebe gegen die. freche Fürstenbruth bestärkt.117

Wie ist das harte Urteil gegen Frau Stehlin zu erklären? Die neueste Forschung
kommt zu dem Schluß, daß die Gerichtsverfahren gegen alle aufständischen
Soldaten und Haupträdelsführer „durchaus auf Vorverurteilung
schließen (lassen), bei der nicht Personen wegen tatsächlich begangener
Verfehlungen und Verbrechen, sondern Symbolfiguren der Revolution
auf dem Altar der Reaktion geopfert werden sollten"."8 Sie soll die einzige
Frau aus der Ortenau gewesen sein, die wegen ihrer Teilnahme an den
revolutionären Ereignissen 1848/49 auch tatsächlich rechtskräftig verurteilt
wurde."9 „Eine Liste der in Baden im Zusammenhang mit der Revolution
straffällig gewordenen Personen, zählt. . . nur 180 Frauen auf."120

„So ist dann der politische Zustand in Euenheim ein sehr schlechter, wie
ihn kaum ein zweiter Ort in Baden theilen wird."

Bemerkenswert waren die politischen Zustände und die Stimmung der Bevölkerung
in Euenheim. Die Kenntnisse über diese verblüffende Einstellung
der Ettenheimer sind dem preußischen Stadtkommandanten Wittich
zu verdanken. Der Hauptmann des 17. Infanterie-Regiments schrieb am
17. August 1849 einen sehr ausführlichen und hilflos anmutenden Bericht
an das Königliche Generalcommando des Pen Armeekorps der Operationsarmee
in Baden.121

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