Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 309
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0309
Märzforderungen zu ihrem persönlichen Anliegen, aber auch zur Sache der
ihnen anvertrauten Kommune machten. Auch der Gemeinderat war überwiegend
fortschrittlich gesinnt, nur ein - zweien der Ratsmitglieder war es
bei dem neuen Kurs nicht recht wohl; sie schieden bald aus und wurden
durch überzeugte Sympathisanten der Demokratie ersetzt. Auch im
Bürgerausschuß dominierten diese. So wurde dieser widerstandslos fortan
zu den Gemeinderatssitzungen miteingeladen und stimmte mit ab, und da
die Ratssitzungen ab sofort für öffentlich erklärt wurden und nun auch Gemeindeversammlungen
sehr häufig tagten, war auf Gengenbacher Gemeindeebene
ein hohes Maß an Demokratisierung verwirklicht. Von der demokratisch
eingestellten Gemeindespitze gingen vom März 1848 bis zum Zusammenbruch
der Revolution Ende Juni 1849 praktisch alle Initiativen aus,
so daß man in Gengenbach geradezu von einer kommunalistischen Revolution
sprechen kann. In Nachbarorten mag es ähnlich gewesen sein: oft waren
Volksschullehrer, die gleichzeitig die Ratschreiberstelle versahen, die
Motoren der örtlichen revolutionären Initiativen.

Gengenbach machte also die Märzbewegung „mit". Der Gemeinderat beschloß
, eine Petition an die zweite Ständekammer zu entwerfen und zur
Unterzeichnung aufzulegen, welche mit allem Nachdruck die schleunige
Gewährung der Forderungen des Volkes - wie solche bis jetzt allgemein
ausgesprochen werden - verlangt. Gengenbach schloß sich damit dem landesweiten
Petitionensturm an, der in Karlsruhe die Märzforderungen
durchsetzte.

Einer der Hauptpunkte dieser Forderungen, die Volksbewaffnung, wurde in
Gengenbach geradezu zum politischen Dauerbrenner: immer wieder versuchte
der Gemeinderat, durch Beschaffung moderner pistonierter Gewehre
das einheimische Aufgebot zu einer kampftüchtigen Mannschaft zu machen
, doch gelang dies trotz vieler Ratsbeschlüsse und Dienstreisen angesichts
der Leere der erreichbaren Gewehrmagazine und der Stadtkasse nur
schleppend, so daß am Vorabend der Mairevolution von 1849 praktisch
noch nicht viel zur Erfüllung der Forderung der „Volksbewaffnung" geschehen
war.

Die rasche Genehmigung der vordringlichsten Märzforderungen erzeugte
auch in Gengenbach eine politische Hochstimmung. Die Stadtverwaltung
schaffte fünf große Fahnen in schwarz-rot-gold an, um dadurch die Theil-
nahme Gengenbachs an der Reform zu bezeugen. Vornehmlich zur physischen
und psychischen Wehrertüchtigung der Jugend wurde eine Turnanstalt
auf Gemeindeinitiative errichtet. Als Lehre aus der Psychose des
„Franzosenlärms", der am 24. März auch Gengenbach mit voller Wucht
überflutete, wurden alle wehrfähigen Männer zu einer bewaffneten Mann-

309


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0309