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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 314
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0314
Als am 12. Mai die Abgeordneten der Volksvereine vom Seekreis und aus
dem Schwarzwald durch Gengenbach nach Offenburg zum dorthin einberufenen
Landeskongreß zogen, muß der Funken vollends auf Gengenbach
und die Dörfer an der Kinzigtalstraße übergesprungen sein. Gengenbach
schickte seinen Ratschreiber Karl Stölker auf den demokratischen Landeskongreß
, allerdings - wie wenigstens die nachträgliche Schutzbehauptung
Stölkers lautete - mit der Instruktion, in Offenburg gegen Einführung
der Republik und für Durchführung der Reichsverfassung ... zu wirken. In
Offenburg scheint Stölker jedoch unter den jetzt zur entschiedenen Tat
drängenden Jungrevolutionären zu einer Statistenrolle verurteilt gewesen
zu sein; als er und Bürgermeister Erhard aber am Nachmittag des 13. Mai
von der großen Offenburger Landesvolksversammlung nach Gengenbach
zurückkehrten, standen beide völlig unter dem Eindruck des dort Gesehenen
und Gehörten: Von Offenburg war der Landesausschuß zusammen mit
zu allem entschlossenen bewaffneten Mannschaften in Richtung Festung
Rastatt aufgebrochen, deren Besatzung zur Revolution übergegangen war.
Um die gerechten Forderungen des Volkes durchzusetzen berief Bürgermeister
Erhard noch für den gleichen Abend in Gengenbach eine Volksversammlung
ein, auf der Stölker zum Sturz der Monarchie aufforderte und Erhard
zum Ausmarsch der Gengenbacher Wehrmannschaft aufrief. Die Resonanz
der Betroffenen war aber geteilt; es bedurfte des Einsatzes der vom Bürgermeister
losgeschickten Gemeinderäte und der bürgermeisterlichen Zwangsandrohung
, um die z.T. zögernden Wehrmänner zum Abmarsch am 14. Mai
zusammenzubekommen. Sie kamen bis Mühlburg, erlebten also den Einmarsch
in der von Großherzog und Regierung fluchtartig verlassenen Residenzstadt
und damit die Machtübernahme durch den Landesausschuß der demokratischen
Volksvereine unmittelbar mit. Von dort wurden die Gengenbacher
Wehrmänner freilich schon am 16. Mai wieder nach Hause geholt: Sie
wurden, nachdem ganz Baden praktisch kampflos in die Hände der Revolutionäre
gefallen war, vorerst nicht in Nordbaden gebraucht, zumal sie alles
andere als eine kriegstüchtige Mannschaft darstellten. Daheim begann nun
aber der planmäßige Aufbau einer wirklich einsatzfähigen Truppe: tägliches
Exerzieren, Schießübungen, einheitliche Uniformierung und Ausrüstung mit
Gewehren und Munition standen nun vordringlich auf der Tagesordnung. Sie
beanspruchten Bürgermeister, Gemeinderat und Stadtkasse in den nächsten
Wochen in so hohem Maße, daß für weitere revolutionäre Maßnahmen weder
Zeit noch Geld übrig blieben.

Motor der Revolution und Volksbewaffnung waren die inzwischen eingesetzten
revolutionären Zivilkommissäre Hofer und Frick, die beide aus Offenburg
nacheinander nach Gengenbach geschickt wurden, um hier für die
strikte Durchführung der Anordnungen der Karlsruher Revolutionsregierung
zu sorgen. Auch Karl Stölker war für wenige Tage mit diesem Revo-

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