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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 315
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lutionsamte betraut, gab es aber rasch wieder ab, um sich aber weiterhin
als Ratschreiber ganz im Sinne der neuen Regierung einzusetzen. Es waren
also die Zivilkommissäre, die von Gengenbach aus die Karlsruher Revolutionsanordnungen
bis ins letzte Dorf des Amtsbezirkes durchzusetzen versuchten
, - manchmal unter Zwangs- und Exekutionsdrohungen, wenn -
wie im Falle der relativ konservativ eingestellten Bevölkerungsmehrheit
der Stadt Zell a.H. - die Verzögerungs- oder gar Verweigerungstaktik allzu
offenkundig wurde. Wehr- und Sicherheitsausschüsse sollten in den einzelnen
Orten die Durchführung der Volksbewaffnung organisieren, oft getragen
oder doch unterstützt von fortschrittlich eingestellten Schullehrern.
Dank des unermüdlichen Drängens der Verantwortlichen gelang es so, innerhalb
eines Monats die örtlichen ersten Aufgebote, die die Wehrpflichtigen
bis zum 30. Lebensjahr erfaßten, einigermaßen einzuüben und auszustatten
. Dazu gehörte die einheitliche Uniformierung: schwarze Heckerhüte
aus Filz, dazu blaue Blusen waren das Kennzeichen der Aufgebote des
Amtsbezirks Gengenbach.

Das feldzugsentscheidende Gefecht von Waghäusel fand jedoch ohne die
Wehrmannschaften des Amtsbezirks Gengenbach statt; diese lagen zu dieser
Zeit noch im Kinzigtal. Erst am 25. Juni kam für sie der Befehl zum
Abmarsch nach Karlsruhe, das aber nicht mehr erreicht wurde, da dort am
gleichen Tage bereits die siegreichen preußischen Interventionstruppen
einrückten. Strafexekutionen nach Durbach/Staufenberg und vor allem
nach Lahr gegen vermeintliche Gegenrevolutionäre waren für die Kinzigtäler
Aufgebote einerseits Ersatzhandlungen, zum andern aber Anlaß für
nachrevolutionäre Untersuchungen gegen die Kinzigtäler Aufgebotsführer
und für spätere Ersatzforderungen durch die Exekutionsgeschädigten. Wenig
Schlachtenruhm also für die Kinzigtäler Aufgebote, nur einige Unentwegte
fanden sich nach dem militärischen Zusammenbruch der Revolution
als Gefangene in Rastatt, dürften also zuvor noch an der Murgfront zum
militärischen Einsatz gekommen sein; einige andere wiederum schlössen
sich den sich in die Schweiz zurückziehenden Revolutionstruppen an und
landeten vorübergehend in der Eidgenossenschaft. Die Masse der Aufgebotsangehörigen
aber trafen noch rechtzeitig vor dem Einmarsch der
Preußen unversehrt wieder im Heimatort ein, wo sie untertauchten, um der
befürchteten Rache der „Reaktion" zu entgehen.

Nachdem ein Teil der sich zurückziehenden Revolutionstruppen von Offenburg
durch das Kinzigtal in Richtung Triberg zurückmarschiert war,
rückten am 3. Juli die Preußen ein. Mit ihnen kam die alte großherzogliche
Ordnung zurück. Das bedeutete Absetzung aller mit der Revolutionsherrschaft
Sympathisierenden, Eröffnung von Untersuchungsverfahren gegen
alle irgendwie in der Revolution auffällig Gewordenen, schließlich Verur-

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