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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 316
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teilung zu Freiheitsstrafen und zu finanzieller Haftbarmachung für durch
die Revolution entstandene Schäden.

Damit war der Versuch der fortschrittlichen Demokraten, auf revolutionärem
Wege Freiheit und Einheit im bisher von 34 Fürsten beherrschten
Deutschen Bund durchzusetzen, gescheitert. Diejenigen, die sich für die
„Sache" mit „Gut und Blut" engagiert hatten, waren geschlagen.

Im Gegensatz zu stärker politisierten Gemeinden - wie etwa Offenburg -
beruhigte sich die öffentliche Stimmung in Gengenbach nach einer etwa
ein Jahr dauernden Phase, die von Flucht ins Ausland, Untersuchungsverfahren
, Vermögensbeschlagnahmungen, finanziellen Haftbarmachungen,
Verhaftungen und Denunziationen geprägt gewesen war, bald wieder.
Schon 1852 konnte der nachrevolutionäre Gengenbacher Gemeinderat behaupten
: War die Betheiligung der hiesigen Bürger an der Mairevolution,
soweit sie nicht durch den Zwang der Civilkommißäre, durch Androhung
von Verhaftung und standrechtlicher Behandlung, von Exekution u. dergl.
herbeigeführt wurde, an und für sich schon eine geringere, was die kleine
Anzahl der hier vorgekommenen politischen Untersuchungen nachweist
(außer den Civilkommißären Hofer & Frick wurden nur Bürgermeister Erhard
und Rathschreiber Stölker in Untersuchung gezogen und bestraft), so
sind nun die revolutionären Ideen vollends verschwunden und es giebt vielleicht
wenige Städtchen im Lande, in denen weniger Partheihaß, weniger
politische Spaltung unter den Bürgern zu bemerken wäre, als hier.

Diese nachrevolutionäre Behauptung fordert zu einer kritischen Überprüfung
heraus. Wie stark war die revolutionäre Bewegung 1848/49 in Gengenbach
wirklich gewesen?

Gegen 150 Angehörige des Amtsbezirkes sind in badischen nachrevolutionären
Akten namhaft gemacht: in Gefangenenlisten der Festung Rastatt,
in Untersuchungsakten des Bezirksamtes, in Strafakten des zuständigen
Hofgerichtes Bruchsal oder auch in im Wochenblatt bekanntgemachten Polizeistrafen
. Die so Kompromittierten stammten aus allen Gemeinden des
Amtes, jedoch sind neben der Amtsstadt Gengenbach besonders Dörfer
wie Berghaupten, Bermersbach und Nordrach überdurchschnittlich betroffen
.

150 Kompromittierte bei einer Gesamteinwohnerzahl von 15 000: danach
wäre nur jeder hundertste der Einwohner kompromittiert gewesen. Und
wenn man bedenkt, daß es sich bei einem Großteil der in den Akten Erfaßten
um Soldaten handelte, die sozusagen unfreiwillig, in Erfüllung der
staatlich angeordneten Wehrpflicht, in den Sog der Revolution geraten und

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