Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 317
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0317
dann entweder als Gefangene in der Festung Rastatt oder als mit ihrer Einheit
in die Schweiz Übergetretene registriert worden waren, so ist man versucht
, von dem einen Prozent der Kompromittierten nochmals einen größeren
Teil abzuziehen. Als aus dauerhafter politischer Überzeugung in der revolutionären
Sache Engagierte bleibt so nur ein noch wesentlich kleinerer
Bruchteil der Bevölkerung übrig: neben den beiden aus Offenburg gekommenen
Zivilkommissären Hofer und Frick sind es vor allem die Gengenbacher
Ferdinand Erhard und Karl Stölker, dazu aus Nordrach der Stubenwirt
Friedrich Monsch und der katholische Pfarrer Matthäus Walser, aus Zell
a.H. Franz Joseph Schättgen. Selbst wenn man diesen Köpfen noch entschiedene
jugendliche Idealisten, die in den Akten nicht auftauchen, und
die aus vornehmlich sozialen Gründen zur Revolution Entschlossenen -
wie etwa Herkules Beckmann - zurechnet, bleibt die Zahl der zum harten
Kern der Demokratie Gehörenden relativ bescheiden. Da von den wirklich
Belasteten einige - wie Karl Stölker und Franz Joseph Schättgen und zeitweise
auch Friedrich Monsch - ins Ausland geflohen waren, andere - wie
Pfarrer Matthäus Walser - bald wieder aus der Haft entlassen wurden, war
schließlich im ganzen Amtsbezirk schon vor Ablauf eines Jahres nach dem
Revolutionsende nur noch ein einziger Hochverratsverdächtiger in den
Händen der Staatsgewalt, nämlich der vertrauensselig in Gengenbach gebliebene
Ferdinand Erhard, der unbedingt wenigstens für ein paar Monate
ins Gefängnis mußte, als Sündenbock, Präzedenzfall, aber auch als Alibi
für die erfolgreiche Untersuchungsarbeit des Bezirksamtes Gengenbach.

War also die Zahl der Aktivisten der Revolution im Amtsbezirk Gengenbach
im Vergleich zu benachbarten mittelbadischen Amtsbezirken relativ
gering, so stellt sich natürlich die Frage nach dem Verhalten der übrigen
Bevölkerung. Wo stand sie, als 1848/49 die Unentwegten, „Entschiedenen"
das „Volk" zum offenen Kampf für die moderne Demokratie aufriefen?

Von einer ernstzunehmenden politischen Gegenbewegung gegen die
1848/49 im Amt Gengenbach wie in ganz Baden tonangebenden demokratischen
„Bewegungspartei" kann indessen nicht die Rede sein. Obwohl es
in der Stadt Zell a.H. deutliche Anzeichen für eine Sympathisantengruppe
für „Freiheit und Ordnung", also für den liberal gemäßigten Weg des Parlamentarismus
gab - 8 Zeller hatten Anfang April 1848 eine Sympathieadresse
für Karl Mathy, den von links wegen seiner Verhaftung des Republikaners
Joseph Fickler angefeindeten Kopf der gemäßigten Liberalen, geschrieben
, in dem sie ihm für die Verhinderung der Anarchie dankten, und
1849 ließ der revolutionäre Zivilkommissär Frick eine Liste der sich der
revolutionären Politik verweigernden Zeller aufstellen -, so kam es doch
nirgends im Amtsbezirk zur Bildung eines gemäßigt liberalen Vaterlandsvereines
. Diese Gruppe war für eine offene Opposition während der Regie-

317


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0317