Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 367
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0367
Hornberg während der Badischen Revolution 1848/49

Alfons Stadler

Schon im frühen 19. Jahrhundert ist Hornberg ein Stützpunkt des damals in
Deutschland aufkommenden politischen Liberalismus. Die Nähe zu Frankreich
mit den aufsehenerregenden Ereignissen der Revolution von 1830
und von 1848, der lebhafter gewordene Güter-, Nachrichten- und Reiseverkehr
, aber auch die großen wirtschaftlichen Nöte des Vormärz mögen dazu
beigetragen haben, daß Gedanken der politischen Freiheit und der Demokratie
in Hornberg Fuß faßten und Anhänger fanden. In Hornberg dürfte
zudem die zusätzliche wirtschaftliche Not nach Bau der neuen Straße
Hornberg-Triberg, die die bisher notwendigen Vorspanndienste der Hornberger
Fuhrleute und die Übernachtungseinnahmen der Hornberger Wirte
wegfallen ließ, zu revolutionären Auffassungen geführt haben. Von Wilhelm
Hausenstein weiß man, daß sein Großvater mütterlicherseits, der
Bärenwirt Gottlob Baumann, ein begeisterter und international denkender
Liberaler war, ein Mann, der mit seinem Vater die Juli-Revolution von
1830 in Paris erlebte, badische Revolutionäre wie Venedey und Muser persönlich
kannte und den italienischen Freiheitskämpfer Garibaldi, aber auch
die badischen Demokraten Hecker und andere schwärmerisch verehrte.
Robert Blum, der sächsische Politiker der Revolutionszeit, weilte auf der
Durchreise im Bären. Zu den der Revolution zugeneigten Bürgern Hornbergs
zählte Hitzfeld außer dem Bärenwirt den Hirschwirt und zeitweiligen
Bürgermeister Baumann, den Apotheker Enslin, einen Vorfahren der Kaufmannsfamilie
Schmidt, den Müller Johann Lauble und den Bäcker Christian
Wöhrle. Hitzfeld nennt diese Gruppe „die Lauten", weil sie im öffentlichen
Leben des Städtchens mit ihren Meinungen nicht eben zurückhielten
. Eine stillere, aber um so entschiedenere Gruppe scharte sich um
den Dekan Martin Schmidt und vor allem um den Diakonus (= Lehrer und
Leiter der Bürgerschule) Heinrich Adolf Gerwig und bemühte sich um eine
organisatorische Stabilisierung der Revolutionsgedanken. Man wird diese
Hornberger 48er überwiegend eher der Gruppe der Republikaner als den liberalen
Anhängern einer konstitutionellen Monarchie zurechnen dürfen,
weil immer wieder von einer deutschen Republik und von der Verehrung
Heckers und Struves die Rede ist. Von der bäuerlichen Bevölkerung in der
Umgebung Hornberg sind politische Aktivitäten nicht bekannt, obwohl in
anderen Gegenden Badens die Mißernten und Nöte der Jahre nach 1840 zu
beträchtlicher Unruhe unter der ländlichen Bevölkerung geführt hatten.

Als die Revolution im ganzen Land sich durchsetzte und unzählige wilde
Gerüchte die Menschen bewegten, flüchteten die Repräsentanten der alten

367


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0367