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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 376
(PDF, 141 MB)
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Gleichwohl war in diesen ersten Monaten des Jahres 1849 vor der militärischen
Entscheidung zwischen Revolution und preußischer Armee in Hornberg
„allerhand los"! Dazu Beispiele aus Unterlagen des Generallandes-
archives Karlsruhe und des Staatsarchives Freiburg: Franz Karl Adolf
Kaufmann, geboren in Hornberg, Kameralkandidat, Sohn des damaligen
Gutacher Pfarrers, war Schriftführer des Zivilkommissärs Adolf Gerwig,
verübte nach den amtlichen (und damit revolutionsfeindlichen) Quellen
viele Gewalttätigkeiten, forderte zum Aufruhr und Ausmarsch des 1. Aufgebotes
auf, suchte eine Invasion ins Württembergische zustande zu bringen
und veranstaltete einen Exekutionszug nach St. Georgen (der im Juni
1849 mit ca. 150 Mann stattfand und an dem unter anderen auch die Haslacher
Volkswehr teilnahm). Er beraubte mit einem Haufen Freischärler die
Kasse der Obereinnehmerei (= Finanzamtskasse). Nach Scheitern der badischen
Revolution ist Kaufmann landesflüchtig, hält sich zunächst in der
Schweiz auf und geht dann nach Amerika. Bei ihm ist u. a. Christoph
Obermüller, Buchhändler aus Karlsruhe.

Vom Sohn des Hornberger Pfarrers und Dekans Martin Schmidt, dem
19jährigen Student Friedrich Schmidt, wird berichtet, daß er Mitglied des
Volksvereins war, sich als „Wühler" betätigte und bei der Beschlagnahme
der Obereinnehmereikasse beteiligt war. Amtmann Lindemann, Vertreter
der fürstlichen Seite, berichtet pflichteifrig über ihn folgendes: Schmidt junior
war Gehilfe bei der Großherzoglichen Obereinnehmerei in Hornberg,
war über den Ausbruch der Revolution sehr erfreut, betätigte sich bei der
Organisation des 1. Aufgebotes und ging am 4. Juli in das Büro der Obereinnehmerei
, dabei den Schlüssel benutzend, den er noch von der Zeit hatte
, als er noch Gehilfe war. Im Büro legte er dem revolutionären Commis-
sär und zwei weiteren Anführern die Journale der Obereinnehmerei vor
und berechnete den Kassenstand. Einige Freischärler, wobei aber Schmidt
nicht dabei war, holten darauf die Obereinnehmereikasse, bestehend aus
614 Gulden 29 Kreuzer ab. Auch wird ihm vorgeworfen, daß er bei der Erpressung
von 200 Gulden von dem Furtwanger Kaufmann Georg Hettich
beteiligt war. Der junge Schmidt trug nach dem Bericht des Amtmannes
Lindemann republikanische Abzeichen (ein rotes Band), hatte Umgang mit
Gerwig und half diesem bei den Schreibarbeiten des Zivilcommissariats.
Die Freischärler wählten ihn dann zum Oberfeldwebel, er zieht mit dieser
Gruppe Gleichgesinnter ins Unterland und zuletzt in die Schweiz. Als er
von den schweren Vorwürfen gegen ihn erfährt, kehrt er nach Hornberg
zurück, möchte sich rechtfertigen und wird von Lindemann verhaftet. Ihm
wird als 19jähriger der Prozeß gemacht; wegen Hochverrats und gewaltsamer
Wegnahme öffentlicher und privater Gelder wird er angeklagt und
zunächst zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt; das Urteil wird später nach der
Verteidigung durch Rechtsanwalt Schaal vom Oberhofgericht auf H Jahre

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