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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 377
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ermäßigt. Im August 1850 wird er wohl wegen seines jugendlichen Lebensalters
aus dem Freiburger Zuchthaus entlassen und auf freien Fuß gesetzt
.

Sein Vater, der evangelische Hornberger Pfarrer und Dekan Martin Schmidt,
wird ebenfalls verhaftet und suspendiert. Der Bärenwirt Baumann, Friedrich
Mosetter und andere stellen für ihn eine Kaution von 2000 Gulden, so
daß er bald wieder auf freien Fuß kommt. Der Kirchengemeinderat Friesenheim
, Mitglieder seiner früheren Gemeinde Friesenheim und der
Schiltacher Pfarrer setzen sich wärmstens für ihn ein, Schmidt beauftragt
den Freiburger Anwalt Schaal mit seiner Verteidigung; dieser verlangt Akteneinsicht
und eine Frist zur Vorbereitung der Verteidigung seines Klienten
. Dann legt Schaal seine Verteidigungsschrift vor, in der er gewandt und
schlüssig die belastenden Anklagepunkte gegen Schmidt zerpflückt und
darlegt, daß weder der Tatbestand des Hochverrates noch der der Anstiftung
oder der Beihilfe vorliege. Schaals Verteidigung kostete Schmidt 31
Gulden; immerhin wurde Schmidt vom Hofgericht jetzt klagefrei gestellt.
Seine kirchliche Behörde, der Oberkirchenrat, versetzte Schmidt nach einem
internen Dienstverfahren alsbald nach Grünwettersbach bei Karlsruhe.

Es fällt auf, daß evangelische Pfarrer und Pfarrfamilien in unserem Raum
eine bedeutende Rolle während der Revolution spielten. Wahrscheinlich
war Diaconus Gerwig ihr führender Kopf. Über die Rolle der evangelischen
Pfarrer während der badischen Revolution heißt es bei Gerhard
Schwinge (1993 a.a.O) folgendes:

„Ein Nebeneinander von theologisch-kirchlichem Konservatismus und Liberalismus
bestand 1848 bereits seit 50 Jahren in der badischen Landeskirche
. Die große Mehrheit der evangelischen Pfarrerschaft stand traditionell
in Loyalität zum Großherzog". So weiß man aus dem Büchlein vom
„Großvater Ledderhose", daß der Pfarrer in St. Georgen ein Gegner der
revolutionären Bestrebungen war.

Offene Parteigänger der radikaldemokratischen Bewegung oder der gewaltsamen
Erhebung gab es unter den Pfarrern nicht viele. 23 Pfarrer von
339 insgesamt wurden nach Niederschlagung der Revolution gerichtlich
verhandelt; übrigens nicht nur junge Leute, auch Geistliche in den mittleren
Jahren. Strafen waren Versetzung (z.B. der Hornberger Pfarrer und Dekan
Martin Schmidt), Zwangspensionierung, Entlassung. Drei der am härtesten
Bestraften flohen nach Nordamerika, darunter Christoph Heinrich
Adolf Gerwig, unser Hornberger Zivilkommissär.

Ein Mann namens Schwarzwälder, Müller aus Hornberg, ist in Philipps-

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