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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 381
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lerdings wurde beispielsweise der Bärenwirt noch 1852 von den staatlichen
Behörden als für ein Gemeindeamt ungeeignet abgelehnt. Viel später,
1862, hat der Bärenwirt mit seiner Verehrung des italienischen Freiheitskämpfers
Garibaldi dargetan, daß er den freiheitlichen und republikanischen
Gedanken der 48er Revolution immer noch anhing. Er telegrafierte
zusammen mit Freunden an den bei Kämpfen in Italien verwundeten Garibaldi
, erkundigte sich nach dem Befinden des berühmten Mannes und erhielt
eine Antwort mit der Mitteilung, daß es ihm - Garibaldi - besser gehe.

Übrigens hat die Stadt Hornberg das Grab dieses markanten Bürgers und
Großvaters Wilhelm Hausenstein nach Ablauf der Ruhefrist nie eingeebnet
, es besteht bis heute - gepflegt! - im oberen linken Viertel des Hornberger
Friedhofes. Auch Hirschwirt und Bürgermeister Jakob Friedrich
Baumann wird abgesetzt, verhaftet und nach Freiburg gebracht. Das Urteil
des Hofgerichtes verfügt Einziehung des Vermögens, seine Wirtschaft
wird für längere Zeit geschlossen, weil sie Stammplatz der Umsturzpartei
war. Er wird auch 1857 noch von staatlicher Seite „beaufsichtigt". Friedrich
Enslin erfährt das gleiche Schicksal. Franz Karl Adolf Kaufmann ist
nach Scheitern der Revolution flüchtig, wird in Abwesenheit zu einer hohen
Zuchthausstrafe verurteilt und flüchtet nach Amerika. Das Verdikt der
Vermögensbeschlagnahme trifft auch Johann Müller, Notar von Hornberg.
Er soll Umgang mit den Lenkern der Bewegungspartei gehabt haben und
wird strafversetzt. Die meisten Urteile werden nach 1850 deutlich gemildert
. Ob eine Amnestie anläßlich des Regierungsantritts des liberal eingestellten
und volkstümlichen neuen Großherzoges Friedrich I. (1852 Regent
, 1856 Großherzog) zu dieser Milderung geführt hat, ist nicht klar,
aber möglich.

Ein recht bedeutender Revolutionär im südwestdeutschen Raum, der ehemalige
preußische Offizier und Freischarführer August Ernst Willich
kommt 1848/49 bei seinen abenteuerlichen Zügen mit einigen hundert
Mann kreuz und quer durch das Badische, übernachtet während des Rückzugs
vor den heranrückenden Preußen mit seiner Abteilung vom 2. zum
3. Juli 1849 in Wolfach und zieht dann nach Hornberg und Triberg, wo er
sich eine Zeitlang aufhält. Auf Anweisung Sigels soll er bei Furtwangen
die Straßen nach Westen sperren. Zeitweilig dachten die Revolutionäre
daran, an den Schwarzwaldpässen zur Baar sich den Preußen nochmals zu
einer Schlacht zu stellen. Aber die Kapitulation Rastatts und der schnelle
Vormarsch der Preußen wirft solche Überlegungen über den Haufen. Mit
anderen Gruppierungen unter dem Kommando Sigels und Goeggs überschreitet
man am 11. Juli 1849 die Schweizer Grenze bei Jestetten. Später
wird Willich in der Schweiz und im östlichen Frankreich registriert und
flüchtet dann nach England; er ist auch im Ausland im revolutionären Sinne
aktiv und stirbt 1878 in den USA.

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