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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 385
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Amerika ausgewandert. Aus ganz Baden sind nach 1848/49 ca. 80000
Personen ausgewandert, jeder 40. Deutsche verließ nach der Revolution
sein Vaterland! Nach 1870 sind die Zahlen der Auswanderungen aus Hornberg
wesentlich niedriger; die Entwicklung von Industrie und Gewerbe
brachte neue Arbeitsplätze - Auswandern war nicht mehr nötig.

Bei den aus Hornberg Ausgewanderten handelte es sich um Personen, die
freiwillig, weil von der politischen Entwicklung enttäuscht oder von der
materiellen Not getrieben, diesen Schritt wagten. Ob darunter auch politisch
stark belastete Straftäter waren, die nach der Revolution durch die
Gerichte zwangsweise exiliert wurden, konnte bei den Hornberger Fällen
bisher nicht festgestellt werden.

Die Protokolle des Gemeinderates sind in den folgenden Jahren dicht gefüllt
mit Beschlüssen der folgenden Art: Die arme Witwe X (oder die arme
Familie Y) erhält zur Bestreitung des Lebensunterhaltes pro Woche einen
halben (ganzen) Gulden.

Und immer wieder Anträge von Hornberger Bürgern an die städtischen
Ratsgremien um einen Zuschuß zu den Reisekosten für die Auswanderung
nach Amerika. So schreibt am 11. November 1854 eine Hornbergerin:
Ich habe gegen die Auswanderung meines Mannes nach Amerika nichts
einzuwenden, unterstütze dies, weil er hier keinen Verdienst findet und ich
mich hier alleine durchbringe, bis ich ihm nachfolgen kann.

Oft wird vermerkt: Die arme Familie X gibt ihr Kind Johann an die kinderlose
Familie Y, die sich verpflichtet, das Kind zu ernähren, zu pflegen und
zu kleiden.

Im Jahre 1854 wendet sich der Apotheker Enslin, früher ein wohlhabender
Bürger, zeitweilig auch Bürgermeister, an den Gemeinderat: Er möchte mit
seiner ganzen Familie (8 Personen) nach Amerika auswandern und bittet
darum, sein Vorhaben zu unterstützen. Der Gemeinderat schreibt dazu: In
Erwägung, daß Apotheker und Mohrenwirt Enslin ganz vermögenslos ist
und als arbeitsunfähiger Mann nicht imstande ist, seine Familie zu
ernähren und somit der Stadt zur Last fallen würde, wird sein Vorhaben
von der Stadt unterstützt.

Über das Schicksal der ausgewanderten Hornberger jener Zeit ist hier
nichts bekannt. Es bleibt zu hoffen, daß Nachkommen jener Auswanderer
auf der Suche nach den „roots", der früheren Heimat ihrer Vorfahren, einmal
nach Hornberg kommen, wie es von anderen Orten Badens in letzter
Zeit bekannt geworden ist.

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