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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 387
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Kehl und die Badische Revolution 1848/49

Hartmut Stüwe
Kehl im Aufbau

Dorf und Stadt Kehl waren bis zu ihrem Zusammenschluß 1910 zwei
selbständige politische Gemeinden, die zum Amtsbezirk Kork gehörten1.
Beide waren in den Kriegsjahren nach der Französischen Revolution ab
1793 und der Ära Napoleon bis 1815 mehrere Male zerstört worden und
hatten sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wieder „aus den Ruinen zur
gedeihlichen Blüthe erhoben"2.

1843 hatte Dorf Kehl in 249 Häusern und 297 Familien 1199 evangelische
und 108 katholische Einwohner, welche Feld-, Wiesenbau und Viehzucht
treiben und durch Holzflößen Vieles verdienten. In Stadt Kehl lebten zu der
Zeit 762 evangelische und 542 katholische Einwohner in 165 Häusern und
221 Familien1'. Es gab in Stadt Kehl ein Postamt, ein Spital, einen Chirurgen
, zwei praktische Ärzte, eine Hebamme, einen Tierarzt, ein Flußbad
und ein Hauptzollamt mit einem neuerbauten Lagerhaus. Der Handel war
nicht unbedeutend, außerdem boten vier kleine Fabriken sowie eine Speditionshandlung
Arbeit an, wenn auch in bescheidenem Umfang. Es sei nicht
zu befürchten, daß durch die Fabrikarbeiter in der folge ein unnützes Proletariat
in der Gemeinde Stadt Kehl sich ansiedelt. Denn sie hätten guten
Verdienst, ohne daß sie der Gesundheit schädliche Arbeiten zu verrichten
hätten und außerdem seien mehrere der Arbeiter aus dem Amt Rheinbischofsheim
, welche in der Regel abends in ihre Heimath zurückkehren und
morgens wieder zur Arbeit kommen*. Gewerbe waren aller Art vorhanden,
insbesondere viele Wirthschaften . . . Die meisten hiesigen Einwohner sind
Handwerksleute, Kaufleute, Wirthe, Metzger und Bäcker5. Der Holzhandel
und die Flößerei brachten viel reges Leben in das Städtchen. Das Bezirksamt
bemerkte in seinem Bericht - anläßlich der nach der Revolution angeordneten
sogenannten Ortsbereisungen - über Stadt Kehl und ihren Haushalt
, daß der finanzielle Zustand im Verhältnis der Gemeinde gut ist6.

Für die umliegenden Gemeinden war Kehl mit seiner Infrastruktur städtisches
Zentrum und Absatzmarkt. Seit 1820 wurde auf jeden Donnerstag
ein Wochenmarkt in Stadt Kehl gehalten, 1821 auf höchste Entschließung
ein wöchentlicher Viehmarkt gnädigst bewilligt und die beiden bisherigen
Jahrmärkte auf vier vermehret1. Ein beständiger Wirtschaftsfaktor war die
Versorgung der in Kehl untergebrachten Garnison8. Für umfangreiche Aufträge
sorgte auch die Unterhaltung der Rheinschiffbrücke9 sowie der 1847

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