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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 394
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Ein weiterer Schritt zur Formierung der Demokratiebewegung in Kehl war
die Solidaritätsaktion zur Unterstützung der Witwe und Kinder des Robert
Blum, der Anfang November 1848 in Wien - trotz seiner Immunität als
Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung - standrechtlich erschossen
worden war. Der Ausschuß, der sich zu dieser Spendensammlung
gebildet hatte, bestand aus Mitgliedern des späteren Kehler Volksvereins.
Außer Emil Durain waren es der Arzt Ludwig Küchling, der Buchbinder
Carl Theodor Asmus und der Kaufmann Ernst Glückherr. Anfang Dezember
erschien ihr Sammlungsaufruf im Wochenblatt55. Die Reaktion war
enorm. Die Anfang Januar 1849 veröffentlichte Spendenliste von Stadt und
Dorf Kehl einschließlich der Auenheimer Lesegesellschaft erbrachte
55 fl.56. Die meisten Namen der Spender - in Stadt Kehl waren es über
vierzig, in Dorf Kehl über dreißig - finden sich in den Akten der verfolgenden
Behörden wieder, die die Entwicklung der demokratischen Bewegung
auch in Kehl wachsam beobachteten.

Überwachung aller demokratischen Bestrebungen

Auch im Großherzogtum Baden wurden schon lange Zeit vor der Revolution
demokratische Bestrebungen ständig überwacht. Im Grenzort Kehl hatten
die örtlichen Behörden besondere Anweisungen, den Revolutionsexport
von Frankreich zu überwachen und zu verhindern. So war dem Badischen
Innenministerium Ende 1836 von der Bundeszentralbehörde in
Frankfurt auf vertraulichem Wege die Nachricht zugekommen, daß Exemplare
der Schrift „Republikanische Ideen" von Schuster in der Art von
Straßburg nach Kehl geschafft werden, daß Straßburger Studierende sie
auf ihren Sonntagsspaziergängen mitnehmen und bei dem Gastwirt Rehfuß
in Kehl ablegen. Innenminister Winter erteilte dem Stadtkommandanten
der Kehler Garnison, Major Asbrand, die Weisung, hierauf Ihre Aufmerksamkeit
zu richten, und in dem Fall sich ein Studirender beigehen lassen
sollte, politische Schriften auf die oben angegebene Weise zu verbreiten,
solchen festnehmen und dem Bezirksamt Kork zur Untersuchung und Bestrafung
. . . überliefern zu lassen51.

Wilhelm Rehfuß58, Inhaber und Wirt des Gasthofes zum Rehfuß in Dorf
Kehl, stand schon länger unter Beobachtung. Angeblich beherbergte er in
den Dreißiger Jahren politische Flüchtlinge aus Frankreich und hatte Anfang
der Vierziger Jahre Kontakt zu Adam von Itzstein, dem Abgeordneten
der Zweiten Badischen Kammer und einem der Wortführer der badischen
Fortschrittlichen in Mannheim59. Rehfuß war in den Unterlagen der verfolgenden
Behörden auch als Abonnent des Volksführers registriert60. Nach
Niederschlagung der Revolution wurde gegen ihn, seine Tochter Magdale-

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