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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 396
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0396
Demokratischer Durchbruch bei der Gemeindewahl im Dezember
1848

Noch im April 1848 bildeten die Regierungstreuen unter den wahlberechtigten
Bürgern in Stadt und Dorf Kehl die Mehrheit. Das kam bei der Wahl
der Wahlmänner zur deutschen Nationalversammlung am 25. April zum
Ausdruck, bei der in beiden Gemeinden Kandidaten des politisch gemäßigten
Lagers der bisherigen Bürgermeister gewählt wurden. In Dorf Kehl
(mit Sundheim) wählten 398 Wahlberechtigte (bei einer Einwohnerzahl
von 2099) den Bierbrauer Friedrich Schaaf mit 317 Stimmen, den Bürgermeister
Georg Held mit 312, den Geschäftsmann Andreas Dilles mit 143
und den Kaufmann F. Haug mit 133 Stimmen. In Stadt Kehl entschieden
sich von 269 Wahlberechtigten (bei 1353 Einwohnern) für den der Regierung
sehr ergebenen^ Bürgermeister Martin Gaß mit 179, für den Hauptlehrer
und Gemeinderechner Ludwig Reiß mit 128 und den Gemeinderat
Georg Schmidt mit 108 Stimmen69.

Doch bis zur Gemeindewahl im Dezember des gleichen Jahres hatte sich
das Blatt zugunsten der Demokraten gewendet. Die Sympathien für die
Demokraten und die von ihnen erstrebte Republik waren während der Ereignisse
im Jahr 1848 gewachsen70, und ihre Aktivitäten - beispielsweise
die Versammlungen in den Gasthäusern in Kehl - nahmen zu. Bei diesen
mehr oder weniger heimlichen Zusammenkünften wurden Reden gehalten
und aus Zeitschriften vorgelesen. Es sei allgemein bekannt, daß in dem
Hause des Johann Held (Zum Schlüssel), sowie in allen Gasthäusern der
gleichen Farbe, demokratische Versammlungen gehalten worden seien, gab
Martin Gaß, Bürgermeister in Stadt Kehl vor und nach der Revolution, den
ermittelnden Behörden zu Protokoll71. Auch lokale Fragen wirkten sich auf
die politische Meinungsbildung der Bevölkerung aus. In der Stadt Kehl
herrscht seit der Zeit des bekannten Balmhofsstreites . . . eine beispiellose
Parteispaltung, welche bald auch in der Besetzung der Gemeinderatsstellen
ihre Folgen äußerte. Die damalige liberale Partei, der . . . Bürgermeister
Gaß und der Gemeinderechner Reiß an der Spitze, mußte trotz ihrer
Actionen das Feld räumen und ein neuer Gemeinderat. . . trat an die Verwaltung
der Stadt Kehl12.

Als zusätzliche Belastung für den bisherigen Bürgermeister Gaß sollte sich
seine Mitgliedschaft im Vaterländischen Verein erweisen, dem noch weitere
Mitglieder des alten Gemeinderates sowie der Gemeinderechner Reiß
angehörten73. Die Gemeindewahl am 22. Dezember 1848 in Stadt Kehl
wurde ein großer Erfolg für die Demokraten. Der neue Bürgermeister hieß
Gustav Roos, Kürschnermeister und Mitglied im alten Gemeinderat. Der
bisherige Gemeinderat wurde ausgewechselt. Die neuen Mitglieder waren

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