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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 409
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Beschlagnahme retten wollte, wurde für nichtig erklärt130. Seine Frau Marie
konnte eine Vermögensabsonderung des von ihr in die Ehe eingebrachten
Anteils durch einen gerichtlichen Vergleich mit der Großherzoglichen
Staatskasse erreichen. Der gemeinsame Haushalt aus der Kehler Wohnung
wurde vom 1. Oktober 1849 bis zur Versteigerung am 8. April 1850 im
Saal des Gasthauses Schlüssel gelagert. Marie zog Ende 1849 mit ihren
Kindern zu ihrer Mutter nach Mannheim, um im Frühjahr 1851, nach Abwicklung
der erwähnten Prozesse, mit ihren beiden Kindern ihrem Mann
nach Nordamerika zu folgen, der sich dort als Arzt niedergelassen hatte131.

Nach Informationen der badischen Gesandtschaft in Paris hatte der frühere
Bürgermeister Roos von Kehl . . . sich jetzt als Pelzhändler in Lausanne
etablirt und genoß unter fast allen Flüchtlingen in der Schweiz großes Vertrauen
. An Roos werden auch die meisten Briefe u.s.w. zur Besorgung gerichtet132
. Roos wurde in Abwesenheit wegen Theilnahme an den im Monat
Mai und Juni 1849 stattgehabten hochverrätherischen Unternehmungen
- unter anderem wegen Beteiligung an der Beraubung der Schlösser
Eberstein und Favorite - zu zwölf Jahren Zuchthaus und Schadensersatz
verurteilt und im November 1860 nach mehreren Gesuchen begnadigt133.

Sechs der nicht geflüchteten Kehler erhielten Zuchthausstrafen oder wurden
zur Verbüßung im Gefängnis - wie der Schlüsselwirt Johann Held134 -
oder im Arbeitshaus - wie der Maurer Bernhard Lienert wegen Majestätsbeleidigung135
- verurteilt:

Von ihnen erhielt der zu der Zeit 23jährige Kaufmann Emil Durain, der
ehemalige Schüler und spätere politische Gegner des Hauptlehrers Augustin
Hornung136, die höchste Strafe mit acht Jahren Zuchthaus wegen
Theilnahme am Hochverrath131. Nach einigen Gnadengesuchen Durains
und seiner Angehörigen wurde er nach mehr als zwei Jahren Strafver-
büßung am 3. September 1851 aus dem Zuchthaus Freiburg entlassen138
und machte eine erstaunliche geschäftliche und kommunalpolitische Karriere
- bis zu seinem tragischen Ende im Jahr 1892139.

Der Landwirt Georg Hahn und der Buchbinder Carl Theodor Asmus, die
beide wie Emil Durain als Redner in den Versammlungen des Volksvereins
aufgetreten waren140, erhielten wie auch der Kutscher Georg Würz Zuchthausstrafen
von vier (Hahn) beziehungsweise zwei Jahren, die sie bis zu
ihrer Begnadigung in Freiburg abgesessen haben141. Von ihnen hat Georg
Hahn mit zwei Jahren am längsten im Zuchthaus Freiburg gesessen. Das
zu der Zeit übliche Auswanderungsangebot der Regierung an verurteilte
und einsitzende Teilnehmer der Revolution hatte er ausgeschlagen, weil
seine Familie die Bedingung - 200 fl.142 als seinen Entschädigungsanteil

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