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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 425
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einigungen weiter, und an Weihnachten 1848 machte es sich Amand
Goegg zur Aufgabe, diese Gruppierungen als „Volksvereine" zusammenzufassen
und zu versuchen, auch im letzten badischen Dorf einen solchen
Verein zu gründen. Der Rechtsanwalt Brentano war der erste Vorsitzende
des Landesausschusses der Volksvereine, A. Goegg sein Stellvertreter. Die
Aufgaben der Volksvereine sollte es sein, ihre Mitglieder mit politischen
Wochenblättern zu schulen, Bürgerwehren zu bilden, und deren Offiziersstellen
mit eigenen Leuten zu besetzen.

Auch in Lichtenau existierte ein Volksverein. In den einschlägigen Gerichtsakten
werden drei Personen angeführt, die dem Vorstand des Volksvereins
angehört haben sollen: Tierarzt Matthias Schoch, Seidenfabrikant
Georg Bleuler und Gerber Andreas Bertsch (und das bei einer Lebensdauer
des Vereins von nur einem halben Jahr)11. Als am 15. April 1849 in Renchen
, der Heimat Amand Goeggs, ein Kreiskongreß stattfand, wurde die
Mitgliederzahl des Lichtenauer Vereins mit 100 angegeben. Vier Monate
später, am 28. 5. 1849, sprach Andreas Bertsch von 120 Mitgliedern12. Die
Mitgliederzahlen 100 bzw. 120 scheinen gerundet zu sein, vielleicht eine
Folge großzügiger Listenführung. Zum Vergleich seien die auf dem Ren-
chener Kongreß genannten Zahlen der Nachbargemeinden angegeben:
Scherzheim 102 M., Muckenschopf 65 M., Helmlingen 63 M., Freisten
179 M. und Rheinbischofsheim 46 Mitglieder. Graueisbaum und Ulm fehlen
.

Die Struktur der Vereinsführung glich der anderer Vereine. Neben dem
Vorstand fungierte noch der Schriftführer und der Rechner. Neu war die
Bildung eines „Sicherheitsausschusses", der sich aus prominenten Mitgliedern
des Vereins rekrutierte. Er sollte für die öffentliche Sicherheit sorgen.
In der Praxis war er ein beratendes Organ des Vorstandes. Der Lichtenauer
Sicherheitsausschuß bestand aus folgenden fünf Mitgliedern: Andreas
Bertsch, Sebastian Ludwig, Ludwig Wenger, Sattler Zimpfer, Ludwig
Lauppe13. Bei seiner Gerichtsverhandlung hat Andreas Bertsch auf die positive
Rolle des Sicherheitsausschusses während der Revolution hingewiesen
. Es wäre kein einziger Exzeß vorgefallen. Die Juden und manche
Staatsbeamte wären sonst unrettbar der Wut des Volkes verfallen gewe-

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sen1 .

Ein besonderes Lob des Berichterstatters über den Renchener Kreiskongreß
, das auch Lichtenau betraf, wurde in den Zeitungsartikel aufgenommen
, der am 20. 4. 1849 im Offenburger Wochenblatt erschien: Am stärksten
vertreten war das Hanauerland, unter dessen gewerblichen, aufgeklärten
und wohlhabenden Bewohnern die Sache der Volksvereine tief Wurzel
geschlagen hat. Der sicher von Goegg autorisierte Bericht zeigt, daß die

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