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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 426
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politischen Führer durchaus stolz auf die Wohlhabenden in ihren Reihen
waren. Man wollte keineswegs nur die Partei der Habenichtse sein15.

In der bereits zitierten Offenburger Zeitung wurde auch eine umfangreiche
Adresse der „Vaterländischen Vereine" abgedruckt, in der diese für die
Durchsetzung der Paulskirchenverfassung eintraten. Unterschrieben hatten
die 30 badischen Vereine, unter ihnen die Lichtenau zunächst gelegenen
von Neufreistett, Rheinbischofsheim und Kehl. Schon die Zahl der Vereine
(30 gegen 400) zeigt ihre geringe politische Wirkungsmöglichkeit. Sie
standen den konstitutionellen Liberalen und damit der Regierung nahe. Immerhin
bewirkten sie, daß z. B. in Rheinbischofsheim die Zahl der Volksvereinsmitglieder
relativ klein bleib. In Lichtenau gab es eine Person, die
man nach allem was man von ihr wußte, ideell der Richtung der vaterländischen
Vereine zurechnen konnte: Der praktische Arzt Dr. Wilhelm Götz.
Er war nie Mitglied des Volksvereins, obwohl man ihm eine Charge anbot.
Auf besondere Einladung des Völksvereins formulierte er im „Grünen
Baum" sein politisches Bekenntnis mit folgenden Worten: Es ist auch mit
und bei den Fürsten gut sein. Ich verlange eine gerechte und wohlfeile Regierung
und keine Republik.16

Mai 1849: Die Machtübernahme

Am 12. Mai 1849 fuhr Dr. Götz nach Offenburg, nicht um an Beschlüssen
mitzuwirken, sondern um sich über den Stand der Dinge zu informieren.
Er fuhr auch am frühen Nachmittag wieder heim. Am Sonntag, den 13.
Mai fand dann in Offenburg ein großes, politisch motiviertes Volksfest mit
rund 20 000 Teilnehmern statt, an dem von Lichtenau auch Andreas
Bertsch teilnahm. Am Abend dieses Tages läutete dann in Lichtenau die
Sturmglocke17. Dieses Läuten hatte einen Sinn. Es zeigte an, daß mit diesem
Tag die Revolution begonnen hatte. Die Garnison Rastatt hatte gemeutert
. Die anderen Garnisonen folgten. Seines letzten Machtmittels beraubt
flüchtete der Großherzog mit seinen Ministern über den Rhein in die Pfalz.
Goegg entsandte sofort 30 Zivilkommissare ins Land, in jeden Amtsbezirk
einen, um die staatliche Macht zu übernehmen bzw. die revolutionäre
Macht durchzusetzen. Für Lichtenau zuständig war der Kaufmann David
Hauß von Freistett (Amt Rheinbischofsheim). Im Amt Kork residierte der
Kehler Arzt Dr. Küchling. An die Stelle der geflohenen Regierung trat der
Landesausschuß der Volksvereine. Regierungschef wurde der Rechtsanwalt
Brentano. Goegg übernahm das Finanzministerium und war Brentanos
Stellvertreter. Am 14. Mai 1849 sollten Bürgerwehren den Einzug
Brentanos in Karlsruhe eskortieren. Das 1. Aufgebot der Lichtenauer Bürgerwehr
wurde deshalb mit Fahrzeugen an den Bahnhof nach Oos ge-

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