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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 433
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Matthias Schoch entstammte einer seit 1619 in der Gegend ansässigen Sippe
. Er wurde zu Lichtenau am 21. 1. 1809 geboren und starb daselbst im
Alter von 56 Jahren am 6. 3. 1865.

Andreas Bertsch spielte in dem nun anhebenden Trauerspiel, vom Schicksal
und von eigenem Unvermögen geschlagen, eine bedauernswerte Rolle.
Er war von Beruf Rotgerber. Er heiratete eine vermögende Frau, die ihr
Vermögen mit 3087 Gulden angab36. Er dürfte also selber - als Voraussetzung
für eine solche Ehe - vermögend gewesen sein. Doch hatte er offenbar
schon vor Beginn der revolutionären Ereignisse mit wirtschaftlichen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Bei einer Vermögensaufstellung anläßlich
der Schadenersatzklage wird das Vermögen (von ihm selbst ausgerechnet)
mit 5383 Gulden angegeben, dem Schulden im Betrag von 5535 Gulden
gegenüberstanden. Doch diese Zahlen waren geschönt. Denn bei der
Schuldenliquidation vor der Auswanderung erhielten die 21 (!) Gläubiger
nur noch ein Drittel ihrer Schuldsumme37. Die wirtschaftliche Talfahrt
kann durch die wirtschaftliche Krise der 40er Jahre, aber auch durch persönliches
Versagen hervorgerufen worden sein. In dieser Sackgasse glaubte
Andreas Bertsch offenbar in der Revolution und in den Wohlstandsversprechungen
ihrer Führer (Flugblatt von Goegg!) seine Rettung erblicken zu
können. Darf man unter diesen Umständen die Ernennung zum Bürgermeister
als Höhepunkt seiner Laufbahn ansehen? Seine Amtszeit dauerte ohnehin
nur fünf Wochen (28. 5. 1849-1. 7. 1849) und hatte ihm nach der
Mobilmachung am 16. 6. 1849 nur noch Ärger gemacht. Die Not jener Tage
machte ihn aber nicht erfinderisch, sondern haltlos. Nach dem pfarramtlichen
Zeugnis von Pfarrer Eisenlohr38 . . . war (er) während der Revolution
dem Müßiggang und der Trunksucht ergehen. In demselben Zeugnis
wurde er auch als ein religiös und politisch verkommener Mensch bezeichnet
. Dieses harte Urteil des Geistlichen war beeinflußt von einem persönlichen
Konflikt zwischen Andreas Bertsch und Pfarrer Eisenlohr, weil
Bertsch den Pfarrer als charakterlosen Mann bezeichnete. Der Grund: Pfr.
Eisenlohr hätte die Bewegung früher begünstigt. In der Distanzierung Eisenlohrs
von der Revolution, vielleicht schon bei der Machtübernahme im
Mai (wie Dr. Götz), sah Bertsch einen Charakterfehler und reagierte auf
drastische Weise durch obige Äußerung. Die Mitwirkung bei der Absetzung
des Bürgermeisters Stengel hatte ihm diesen natürlich zum Feind gemacht
, was Stengel dann bei der Erhebung der Anklage ausspielte. Am 21.
8. 1849 wurde Bertsch verhaftet. Die nächsten 110 Tage nach dieser Festnahme
(bis zum 4. 12. 1849) verbrachte er teils im Amtsgefängnis von
Rheinbischofsheim, teils in den Kasematten der Festung Rastatt, wobei er
krank wurde und sich noch die Krätze zuzog. Am besagten Datum wurde
er gegen eine Kaution von 2500 Gulden auf freien Fuß gesetzt. Bei der Gerichtsverhandlung
in Offenburg vertrat ihn der prominente Anwalt Ree.

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