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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 442
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passes, was das Bezirksamt Rheinbischofsheim aber ablehnte. Nach Verlauf
von 11 Tagen, am 6. 9. 1850, erschien Max Götz persönlich beim besagten
Amt und bat abermals um einen Reisepaß, nachdem jetzt auch die
Fahndung aufgehoben war. Es wurde ihm aber bedeutet, daß er einen Paß
erst dann wieder bekommen könne, wenn er wieder das Staatsbürgerrecht
besäße68. Im April 1851 bemühte sich Max Götz um die Wiederverleihung
des Staatsbürgerrechts. Das dem Gesuch beigegebene Zeugnis bezeichnete
ihn als einen Mann mit guter Gesinnung und vermerkte, daß er in der Maschinenfabrik
Keßler in Ettlingen beschäftigt sei. So fand Max Götz,
während der Revolution vom Schicksal herumgeschoben, doch wieder eine
bürgerliche Existenz69.

Während der bewegtesten Tage von Lichtenau im Revolutionsjahr 1849,
vom 24.-26. 6. 1849, beherrschte der Miltitärkommissar Alois August
Beckert aus Neunkirchen, Amt Neckargemünd, die Szene im „unteren Gericht
" (Lichtenau, Scherzheim, Muckenschopf, Helmlingen, Graueisbaum).
Wir haben ihn bei der Schilderung der Ereignisse jener Tage als
„Schreckensmann" kennen gelernt. Nach seiner letzten Maßnahme, der
Requisition von Lebensmitteln, verschwand er aus Lichtenau und nahm an
den Kämpfen um Rastatt teil. Dort riß ihm bei Rheinau eine Kanonenkugel
den linken Unterarm ab, so daß er in das Spital des Forts A gebracht wurde
, wo er der Aburteilung durch das Standgericht Rastatt entgegensah70. Er
war 35 Jahre alt, wohnte in Renchen und übte dort den Beruf eines Rech-
nungsstellers und eines Musik-, Sprach- und Tanzlehrers aus. Er wurde am
7. 6. 1850 vom Hofgericht Bruchsal zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt.
Nach über einem halben Jahr Untersuchungshaft, hat er von dieser Strafe
ein Jahr und acht Monate in Einzelhaft abgesessen, worauf er durch Gnadenerlaß
am 26. 12. 1851 auf Bewährung entlassen wurde71.

Bürgermeister Wilhelm Stengel

Alle fünf aufgeführten Hochverratsanklagen gegen Lichtenauer Bürger beruhten
unter anderm auch auf den Zeugnissen des Bürgermeisters Wilhelm
Stengel, der dieses Amt mit Ausnahme der Revolutionsphase von 1838—
1849 ausübte. Vor seiner Wahl (1838) war er in Amerika gewesen. In den
Gerichtsverhandlungen wurden seine Zeugnisse von Andreas Bertsch, besonders
aber von Dr. Götz gehässig und parteiisch genannt. Da Dr. Götz
als ein durch und durch integrer Charakter erscheint, von dem man keine
Verleumdungen erwartet, sei an dieser Stelle dargestellt, wie der Arzt in
seiner Verteidigungsschrift72 Bürgermeister Stengel charakterisiert: Wilhelm
Stengel war von jeher mein persönlicher Feind. Als Dr. Götz von
Steinbach nach Lichtenau ziehen wollte, versuchte er das mit aller Macht

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