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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 444
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Die große Zahl der Angeklagten in Lichtenau mit drei Emigrationen und
einer Auswanderung sind nach der Meinung von Dr. Götz dem wieder eingesetzten
Bürgermeister Stengel zu verdanken. Wir haben darüber schon
einiges vernommen. Wilhelm Stengel brachte es sogar fertig, die Mitglieder
des Gemeinderats zu manipulieren. Alle Mitglieder des Gemeinderats
waren Mitglieder des Volksvereins gewesen und brachten unter dem Druck
des Bürgermeisters das Kunststück fertig, die fünf Angeklagten in ihren
Zeugenaussagen der Mitgliedschaft, zum Teil der Vorstandschaft im Volksverein
zu bezichtigen74.

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen von Revolution und
Restauration in Lichtenau

Die eben geschilderte Art der Aufbereitung des zusammengebrochenen
Umsturzes hatte zusammen mit den Kosten der Revolution selbst für Lichtenau
unerfreuliche Folgen: Materiell hatten die Bürger privat und als Gemeindebürger
große Geldopfer bringen müssen, z. B. bei der forcierten
Aufstellung der Bürgerwehr mit ihren Kosten für Waffen und Ausrüstung
und den Besoldungen während der Übungen und den Ausmärschen nach
Karlsruhe. Nach dem Einmarsch der Preußen mußten für Einquartierungskosten
insgesamt fast 5000 Gulden aufgebracht werden. Besonders beklagenswert
war auch die Stillegung der Seidenweberei von Georg Bleuler
über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren hinweg mit den damit verbundenen
Ausfällen an Arbeitslöhnen und Steuern. Mit den Mißernten der
50er Jahre zusammen bedeutete das für die wirtschaftliche Entwicklung
von Lichtenau einen starken Rückschlag.

Genau so nachteilig wie das ökonomische Elend wirkten sich die seelischen
Verletzungen aus. Politische und persönliche Gegensätze, die schon
lange vorhanden waren, wurden durch die Zeugenaussagen bei den Gerichtsverhandlungen
verschärft. Sogar zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinde
wurde Zündstoff angehäuft (siehe Andreas Bertsch), obwohl Pfarrer Eisenlohr
ausgleichend zu wirken versuchte. Sicher war es in rein bäuerlichen
Gemeinden wie Scherzheim und Muckenschopf leichter, den Konsens der
Bürger wieder herzustellen als in Lichtenau, dessen Bürger nur zur Hälfte
Bauern waren. Umso mehr wäre in Lichtenau Verantwortungsgefühl und
Geschick nötig gewesen, den gesellschaftlichen Frieden zu stärken und
keine Vergeltung zu üben.

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