Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 458
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0458
(= Volkskammer) und die Einberufung einer einzigen gesetzgebenden
Kammer gefordert wurde. Mit Mißfallen betrachteten die Oberkircher Republikaner
außerdem das Zensuswahlsystem, das den Wahlen zur zweiten
Kammer zugrundegelegt wurde, weil es die Wohlhabenden bevorzugte.

Kritik brachten die republikanisch gesinnten Bürger Oberkirchs überdies
der starren Bürokratie des großherzoglichen Staates entgegen. Die bürokratische
Staatsdienerschaft, mit der die Bürger Oberkirchs unmittelbar
konfrontiert wurden, denn in ihrer Stadt war der Sitz eines der großherzoglich
-badischen Ämter, hatte sich der Stadtbevölkerung gegenüber weitgehend
entfremdet und mußte sich folglich im Verlauf der Revolution die
Forderung nach der Abschaffung des Heeres von Beamten gefallen lassen.5

Indirekte Auswirkungen auf das Verhalten der Oberkircher Bürgerschaft
hatte auch die große Wirtschaftskrise von 1845 bis 1847. Sie traf vorab das
selbständige Kleingewerbe der Stadt, denn die Mißernten nahmen dieser
Schicht die Möglichkeit zu begrenzter Selbstversorgung bei schnell steigenden
Lebensmittelpreisen und zurückgehenden Aufträgen. Obgleich die
Wirtschaftskrise in Oberkirch nicht zu revolutionären Aktionen führte, so
nährte sie dennoch auch bei den nicht unmittelbar Betroffenen die Überzeugung
, daß etwas faul sei im Staate Baden und im Deutschen Bund.6

Die entscheidenden Voraussetzungen für die freiheitliche Bewegung in der
bürgerlichen Kleinstadt Oberkirch schufen zweifellos die beiden bereits
genannten Oberkircher Rechtsanwälte Max Werner und Friedrich Frech.

Max Werner, ein Mann von untersetzter Statur, mit hellbraunen Haaren,
grauen Augen, einem braunen Bart und mit einer Hiebnarbe im Gesicht7 -
inzwischen gibt es ein Phantombild von ihm - verstand es, als radikaler
Republikaner sich durch seine rhetorische Gewandtheit und durch seine juristischen
Kenntnisse sowohl in Oberkirch als auch in allen maßgeblichen
Gremien der badischen Revolutionäre großen Einfluß zu verschaffen. Auf
der Offenburger Versammlung vom 13. Mai 1849 wählte man ihn zum
Mitglied des Landesausschusses, beim Oberkommando im Hauptquartier
der Armee hatte er die Stelle eines Zivilkommissärs inne, als Mitglied der
konstituierenden Versammlung wurde er zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden
ernannt, und schließlich übernahm er als Mitglied des Direktoriums
die Leitung des Kriegsministeriums.8

Dieselbe politische Gesinnung wie Max Werner vertrat Friedrich Frech,
der wie Werner in Oberkirch eine Antwaltspraxis betrieb. Besonders er
mobilisierte die Oberkircher Bürgerschaft durch seine zu Haß und Verachtung
gegen die Regierung gerichteten aufreizenden Reden für die Sache der

458


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0458