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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 470
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Wie richtig und notwendig das Drängen des Oberkircher Wehrausschusses
auf die sofortige allgemeine Volksbewaffnung war, das zeigte sich bereits
zu Beginn des Monats Juni 1849. Der im Exil lebende Großherzog von Baden
versuchte nämlich zu diesem Zeitpunkt, von Preußen militärische Hilfe
zu bekommen, die dann auch unverzüglich zugesagt wurde.48

Die militärische Bedrohung durch die preußische Armee hatte zur Folge,
daß die Hauptakteure der Mairevolution von 1849 die Verteidigungsbereitschaft
und die Verteidigungskraft auszuweiten versuchten sowie die unsicher
und ängstlich gewordene Bevölkerung durch Solidaritätsappelle und
Zwangsmaßnahmen verschiedenster Art hinter sich zu bringen.

Als Mitte Juni 1849 die seit dem 1. Juni bestehende provisorische revolutionäre
Regierung von Karlsruhe nach Freiburg fliehen mußte, sank die
Kampfmoral der revolutionären Armee. Viele Soldaten verließen ihre Einheiten
. Die provisorische Regierung gab deshalb den Auftrag, die flüchtenden
Soldaten sollten eingefangen und gegebenenfalls gewaltsam nach Rastatt
gebracht werden.49

Advokat Friedrich Frech nahm diesen Befehl zum Anlaß, um in Oberkirch
eine Miliz von ungefähr 40 Mann zusammenzustellen, welche die Aufgabe
hatte, flüchtende Soldaten einzufangen.50

Trotz der großen Anstrengungen, welche die revolutionäre badische Regierung
und deren örtliche Organe unternahmen, konnte die badische Revolutionsarmee
der Übermacht der preußischen Truppenverbände nicht lange
standhalten. Günstiger wäre die Lage für die badischen Revolutionäre gewesen
, wenn sie es verstanden hätten, einen Anstoß zu ähnlichen Vorgängen
wie in Baden in anderen Ländern zu geben. Am 23. Juli 1849 mußten
die Revolutionäre Rastatt, ihre letzte Verteidigungsbastion, aufgeben.

Zuvor waren die Preußen unter dem Kommando des Stadtquartiermeister
Cetti in Oberkirch eingerückt. Bei ihrem Einmarsch in die Stadt bekamen
die Preußen die Abneigung der Bürger Oberkirchs gegen die Besatzungstruppen
und die Sympathie für die Revolutionäre deutlich zu spüren. Folgende
Begebenheit möge dies illustrieren:31

Der „Bach-Beck" (d. h. der Bäcker an der unteren Bach-Brücke in Oberkirch
) hatte beim Herannahen der Preußen den Schulbuben Johann Maier
zu sich gerufen und ihm aufgetragen, er solle sich an der Brücke vor der
Stadtmühle aufstellen, und, wenn die Preußen in der Gasse, die von der
Rench herführe, auftauchten, solle er ihnen entgegenbrüllen: Hecker-Stru-
ve hat's erraten, man soll alle Fürsten braten und sie mit Minister spicken

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