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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 472
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gen Augenblick zum erneuten Kampf gegen die Gegner der Republik wartete
. Als er die Hoffnungslosigkeit seines geplanten Tuns erkannt hatte,
emigrierte er schließlich nach Nordamerika.54

Dem Zugriff der Gerichtsbarkeit entzog sich auch der Oberkircher Zivilkommissar
Christian Fischer. Er verließ Oberkirch am 29. Juni, d. h. kurz
vor dem Einrücken der Preußen in Oberkirch.55 Überdies flohen der Greifenwirt
Markus Becker, der sich jedoch einige Zeit später dem Gericht
stellte, der Lindenwirt Hermann Geldreich, der Ochsenwirt Xaver Geldreich
, der Handelsmann Max Schrempp, der Bierbrauer Theodor
Schrempp und einige andere angeklagte Oberkircher Bürger.56

Der Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Ordnung und Staatsautorität
in Stadt und Amt Oberkirch dienten nicht nur die Verhaftungen und
Prozesse, sondern auch die Anwesenheit der preußischen Besatzungstruppen
. Hierzu hatte der preußische Stadtquartiermeister Cetti am 31. Juli
1849 mit Nachdruck geraten. Er meinte, Stadt und Bezirksamt Oberkirch
müßten vorzugsweise mit einer längeren militärischen Einquartierung bedacht
werden.57

Die harten Maßnahmen der Sieger verfehlten ihre Wirkung nicht. Am 29.
Oktober 1850 berichtete der Oberkircher Oberamtmann mit Genugtuung
nach Karlsruhe: Im ganzen Amtsbezirke herrscht Ruhe und Stille, und jedermann
ist informiert, daß der gesetzliche Zustand im Lande wiedergekehrt
ist und eine Ordnung gehandhabt wird.^

Die Revolution der Jahre 1848/49 war demnach endgültig gescheitert.
Über ihrem Scheitern darf man jedoch nicht vergessen, daß die revolutionäre
Bewegung der Ausdruck des Strebens der Bürger nach mehr persönlicher
Freiheit, demokratischen Rechten und sozialer Gerechtigkeit gewesen
ist. Sie setzte demokratische Standards und begründete Bürgertugenden
, die bis in unsere Zeit nichts von ihrer Attraktivität verloren haben
und entscheidend die politische Kultur unserer Demokratie bestimmen.
Das machte sie gefährlich und zwang die Vertreter der alten Ordnung dazu,
sie zu unterdrücken.59 Und dies ist ihnen 1849 gelungen, nicht jedoch auf
Dauer, d. h. das Streben der Bürger nach Grundrechten und Demokratie
blieb trotz der Unterdrückungsmaßnahmen von seiten des badischen Staates
und der preußischen Armee ein Bestandteil der politischen Gesinnung
in weiten Kreisen - auch in der Bevölkerung der Stadt Oberkirch.

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