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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 475
(PDF, 141 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0475
„Hinneigung zur Umsturzpartei?"
Die Revolution 1848/49 in Oppenau

Heinz G. Huber

Bis heute gilt zu Recht die 1951 erschienene „Geschichte des Oppenauer
Tales" des Oppenauer Ratschreibers Josef Börsig als beispielhafte und bewundernswerte
Darstellung der Geschichte des oberen Renchtals. Wer sich
mit der Geschichte dieses Tales beschäftigt, wird auf dieses vor allem auf
detaillierter Quellenkenntnis beruhende Werk zurückgreifen. Obwohl Börsig
den Schwerpunkt seiner Darstellung auf die Zeit vor 1800 verlegt, finden
sich auch Anmerkungen zur Revolution 1848/49 in Oppenau:

„Aber im Gegensatz zur Nachbarstadt Oberkirch, wo 1848/49 größere Umtriebe
gingen, war es damals auch sonst im Oppenauer Tale verhältnismäßig
ruhig geblieben. Von wenigen rebellischen Bürgern abgesehen
-zeitweilig waren 2 Gemeinderäte suspendiert - hat sich das Städtchen
Oppenau nachmals vielmehr im Gegenteil als fürstentreu gerühmt, anführend
einen Ausspruch der Revolutionäre: ,Mit den Oppenauern ist
nichts zu machen.' Die Oppenauer empfanden es daher als ein Unrecht,
daß sie (...) viermal im Laufe des Jahres 1848 Einquartierung von nassauischen
, badischen und württembergischen Truppen hinzunehmen hatten"1.

Zu einem anderen Urteil kam genau 100 Jahre zuvor der Oberkircher
Amtsvorstand Pfister, zu dessen Aufgaben die gegenrevolutionäre Unterdrückung
aller demokratischen und revolutionären Aktivitäten gehörte:

In der Gemeinde Oppenau hatte sich die große Mehrheit der Einwohner,
ausschließlich aus armen Leuten bestehend, der Revolution angeschlossen.
Sämtliche Mitglieder des Gemeinderats und des kleinen Bürgerausschusses
wurden wegen ebenmäßiger Hinneigung zur Umsturzpartei ihres Dienstes
entlassen und beide Collegien sind mit oktroyierten Mitgliedern besetzt2.

Bemerkenswert ist zunächst, daß dem sonst akribisch arbeitenden Lokalhistoriker
Börsig schon entgangen ist, daß es in Oppenau nach dem Einmarsch
der Preußen 1849 zu einem Totalrevirement der kommunalen
Selbstverwaltung kam. Neben Bürgermeister Anton Andre wurden sämtliche
Gemeinderäte, nämlich Michael Mayer, Carl Walter, Joseph Hodapp
und Carl Butsch ihres Amtes enthoben3. Selbst wenn die kommunale
Führungsspitze - wie noch zu zeigen ist - eher zurückhaltend agierte, kann
diese Maßnahme als Ausdruck eines Generalverdachtes gegen Oppenau
gewertet werden. Daß die revolutionären Vorgänge in Oppenau bisher kei-

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