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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 477
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sich bis zum Ende des Jahrhunderts kaum verbessert: Oppenau liegt in einem
engen Tale, die Gemarkung ist klein, weshalb der landwirtschaftliche
Betrieb der Bewohner ein verhältnismäßig unbedeutender ist, dieselben
schon von Alters her in erster Reihe auf den Betrieb der Gewerbe angewiesen
waren. Zur Zeit liegt aber wie in den meisten anderen Städten der Gewerbebetrieb
sehr darnieder, wozu auch der Übelstand tritt, daß jedes Gewerbe
bedeutend übersetzt ist7.

In Oppenau gab es 1803 schon 179 (!!) Handwerksmeister bei 1600 Einwohnern8
. Am Beispiel der Metzger läßt sich die Übersetzung der Oppenauer
Handwerke leicht nachvollziehen. 1849 gab es in Oppenau fünf
Metzger; der Absatz war so gering, daß zwei von ihnen im August 1849
kein einziges Stück Großvieh schlachten konnten9. 1884 wurde anläßlich
einer Ortsbereisung festgestellt: Beispielsweise befinden sich Oppenau
11(1) Metzger, die ihre Unterhaltsmittel hauptsächlich aus dem Geschäft
ziehen wollen, was, wenn man bedenkt, daß 2/3 der 1961 zählenden Bevölkerung
sich oft wochenlang den Genuß frischen Fleisches versagen muß,
ein Unding der Unmöglichkeit ist10. Die Oppenauer Handwerker waren
1811 in 10 Zünften organisiert". Die Struktur des Gewerbes war durch die
lokalen Gegebenheiten mitbestimmt.

Zu den holzverarbeitenden Handwerken zählten die in Oppenau zahlreich
vertretenen Kübler, Küfer, Dreher, Schindelmacher und Wagner. Die Eichenrinde
(= Loh) war der Grundstoff für die drei Oppenauer Rotgerber12.
Das Harz, das früher unbearbeitet nach Straßburg ausgeführt worden war,
wurde in den Pechhütten von Dreher und Andre weiterverarbeitet oder zu
Kienruß verbrannt. Gegen Ende des Jahrhunderts entstand aus der Kienrußgewinnung
ein dringend benötigter Industriebetrieb. Eine 1822 gegründete
Steingutfertigung erlangte nie große Bedeutung. Weitere Erwerbsmöglichkeiten
hatte die Paßstraße über den Kniebis geboten. Da die Reise
nach Freudenstadt in der Regel einen Tag beanspruchte, war Oppenau
Rast- und Übernachtungsstation. 1809 gab es in Oppenau 10 Schildwirte
und 4 Bierwirte13, 1884 zählte man 23 Gast- und Schankwirtschaften14.
Von der Lage an der Handelsstraße profitierten auch die Oppenauer Händler
und Krämer, deren Zahl sich 1809 auf neun belief15. Mit der „Ansetze"
entstand vor dem Lierbacher Tor eine eigene Fuhrhaltersiedlung. Die Revolution
auf dem Verkehrssektor brachte für Oppenau eine strukturelle
Krise mit sich. Durch den Bau der Griesbacher Steigstraße 1821/24 verlor
Oppenau als Raststation für die Schwarzwaldüberquerung an Bedeutung.
Der Eisenbahnbau, vor allem die Verknüpfung des württembergischen und
badischen Schienennetzes führte dazu, daß der Verkehr sich auf die Schiene
verlagerte und Oppenau in den Verkehrsschatten geriet. Wegen seiner
fehlenden Verkehrsanbindung und der Enge des Tales war an Industriean-

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