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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 483
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auslagen. Nach Aussage des erzkonservativen Pfarrers Knoblauch waren
ihre Wirtschaften das Absteigequartier der andererseits benannten Anwälte
(Friedrich Frech und Max Werner aus Oberkirch, d. V.)47.

Wie sehr es den Republikanern gelungen war, die Staatsautorität zu erschüttern
, zeigt ein Ereignis während der Oppenauer Fastnacht. Am 22.
Februar 1849 meldete der Brigadier Dewerth an das Innenministerium: Am
letzten Montag liefen zwei ledige Leute namens Amrein und Mast in Op-
penau herum und figurierten als Masken. Auf einem großen Stück weißem
Papier, das jeder derselben auf den Rücken geklebt hatte, stand mit großen
Buchstaben bei dem einen „Bekk M" bei dem andern „Pfui" (M.= Minister
; Bekk bekleidete das Innenressort)48. Es war nicht nur erklärte Absicht
, die Autorität des Innenministers zu untergraben, sondern die Staatsgewalt
lächerlich zu machen, da diese Form der Inszenierung keine Handhabe
zu polizeilichem Einschreiten bot.

Die Offenburger Volksversammlung am 13. Mai 1849 und die
Oppenauer Nachwirkungen

Der Landeskongreß der Volksvereine, der am 12. Mai 1849 in Offenburg
abgehalten wurde, und die am folgenden Tag abgehaltene Landesvolksversammlung
hatten revolutionäre Rückwirkungen auf Baden: Das Militär
stellte sich auf die Seite der Revolution, der Großherzog und seine Regierung
flohen, der Landesausschuß übernahm die Macht. Auch zahlreiche
Oppenauer hatten sich auf den Weg nach Offenburg gemacht. Der Oppenauer
Bürgermeister Anton Andre und der Posthalter Ludwig Peter fuhren
am Tag der denkwürdigen Volksversammlung, einem Sonntagmorgen, mit
einer Kutsche nach Appenweier und gelangten von dort mit der Bahn nach
Offenburg: Daselbst war eine solche Menschenmasse, daß wir uns dem
Platze, wo Reden gehalten wurden, gar nicht nähern konnten. Wir sahen
bloß einen Soldaten auf einem Wagen stehen und es hat derselbe eine Rede
gehalten. Wir konnten ihn aber nicht verstehen und haben uns nach Verfluß
von ca. 19 Minuten in die s. g. Schneidersche Brauerei begeben und daselbst
einige Schoppen Bier getrunken. Daselbst wurde auch darum gesprochen
, daß wenn die Forderungen nicht bewilligt werden Gewalt gebraucht
und nach Carlsruhe oder Rastatt gezogen werden solle. Ich bemerkte
hierauf zu Andre, wenn die Sache so stehe, wollen wir uns entfernen
, wir wollen von solchen Spektakeln nichts wissen49. Auch der Ramsbacher
Bürgermeister und Rosenwirt Franz Rosenfelder war an diesem Tag
in Offenburg, sicherlich nicht nur aus Neugier, wie er später zu Protokoll
gab, sondern weil er sich mit den Zielen der Revolution identifizierte. Das
kostete ihn nach Einmarsch der Preußen sein Bürgermeisteramt.

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