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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 485
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Appenweier Briefe auf, in denen sie vom sensationellen Geschehen in Rastatt
und Offenburg nach Berlin berichteten. Sie schlössen sich dann den
beiden Oppenauern an, wobei die politischen Diskussionen so intensiv waren
, daß unterwegs zweimal - in Nußbach und Oberkirch - eingekehrt
wurde. In Oppenau wünschte Schulze-Delitzsch, die Bürger zusammenzurufen
und an sie eine Rede zu halten. Doch der Bürgermeister hatte sich
schon entfernt54.

Auf den Oppenauer Straßen herrschte nach den Aussagen von Joseph
Doli55 inzwischen großer Lärm und ein Freiheitsrufen. Auf den Straßen
waren „Freiheitslieder" zu hören56. Eine Menge Menschen versammelte
sich vor dem Haus des Bürgermeisters und beschwerte sich lautstark, daß
Andre für die revolutionäre Sache zu wenig tue51.

Der Gemeinderat Karl Walter suchte den Bürgermeister auf und forderte
ihn dazu auf, in den „Adler" eine öffentliche Gemeinderatsversammlung
einzuberufen. Er rechtfertigte später sein Verhalten damit, daß sie Volksmasse
... aufgeregt gewesen sei58. Da Walter als Mann charakterisiert wird,
der mit Leib und Seele für die Republik eingenommen war und die entschiedene
Sache eines Hecker und Struve gebilligt59 habe, muß angenommen
werden, daß Walter die Gunst der Stunde nutzen wollte, um die Ziele
der Revolution in Oppenau durchzusetzen.

Der Ablauf der Versammlung im „Adler" wird trefflich wiedergegeben
durch die Aussage des 23jährigen Nassauers Carl Kerny, der in der Oppenauer
Krugfabrik arbeitete: Das Adlerwirtshaus war gedrängt voller Leute,
es herrschte großer Lärm und Spektakel. Es wurde eifrig davon gesprochen
, daß in der Nacht Boten in die benachbarten Gemeinden geschickt
werden sollten, um die waffenfähigen Mannschaften auszuheben. Bürgermeister
Andre war durchaus dagegen und erklärte, daß er wenigstens bis
zum Morgen warten wolle. Da hieß es unter den Anwesenden: „Nein, morgen
müsse man schon abziehen, und wenn die Bauern nicht dabei sind, so
gehen die anderen auch nicht." Es wurde gesprochen, als Andre nicht wollte
: „Einen solchen Aristokraten kann man als Bürgermeister nicht brauchen
"60.

Inzwischen wurde Ratschreiber Josef Hüger, der wegen Zahnschmerzen
schon zu Bett gegangen war, in den „Adler" gerufen. Er sollte Schreiben
an die zum Kirchspiel gehörenden Gemeinden Maisach, Lierbach und
Ibach ausfertigen. Mit diesen Schreiben sollte der 4. Beschlußpunkt der
Offenburger Landesvolksversammlung unverzüglich in die Tat umgesetzt
werden. Danach sollte ohne allen Verzug die Volksbewaffnung auf Staatskosten
ins Leben gerufen werden. Alle ledigen Männer zwischen 18 und 30

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