Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 497
(PDF, 141 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0497
Ortsteile der Stadt Rheinau und die Revolution
von 1848/49

Die Badische Revolution und ihr Niederschlag in Diersheim

Liselotte Simon

Die Ereignisse 1848/49 sind in vierfacher Weise in die Geschichte Diers-
heims eingegangen: in den Unterlagen über Leben, Wirken, Prozeß und
Beerdigung des Johann Georg Hummel aus Diersheim, der 1849 Abgeordneter
in der Badischen Nationalversammlung war, in den Briefen des
Johann Michael Bleß IL, Landwirt und Steuermann, nach Amerika, in der
anekdotischen Überlieferung und in den Rechnungsbüchern der Gemeinde.

Was die Ausrüstung der Bürgerwehr und ihre Verpflegung kostete, was im
einzelnen angeschafft wurde, welche Dienste zu vergüten waren, ist in den
Gemeinderechnungen auf Gulden und Kreuzer nachzulesen.

Der Müllersohn Johann Georg Hummel, Ratschreiber in Diersheim von
1835 bis 1837 und Bürgermeister von 1837 bis 1844, kandidierte 1846 erfolglos
für den Landtag, wurde aber 1849 zusammen mit dem Kehler Bürgermeister
Roos als Vertreter des Hanauerlandes in die Badische Nationalversammlung
gewählt. Dort kam er einmal zu Wort und wurde dafür in seinem
Hochverratsprozeß nach dem Zusammenbruch der Revolution als
„ganz Radikaler" charakterisiert und zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.
Er floh zuerst nach Straßburg, dann nach Amerika, stellte sich im Dezember
1852 den badischen Behörden und trat seine Haftstrafe an. 1855 wurde
Hummel aus Gesundheitsgründen aus der Haft entlassen. Er starb am 10.
April 1858 an einer Tuberkulose, die im Zuchthaus 1853 ausgebrochen
war und von der Lunge auf andere Organe übergegriffen hatte. Seine Beerdigung
wurde durch die Reden am Grab zu einer Ehrung für einen aufrechten
beliebten Mann und indirekt zu einer Verurteilung der Justiz, die seinen
Tod mindestens mitverschuldet hatte. Obwohl die Erinnerung an Hummel
bis in die Gegenwart wach geblieben ist, gibt es nur ein Foto von ihm und
eines von seinem Grabmal als private Dokumente.

Johann Michael Bleß II. gibt in seinen Briefen an Schwester und Schwager
in Amerika die Stimmung der Diersheimer Bevölkerung in den Revolutionsjahren
wieder. Wir wollten frei sein wie ihr in Amerika, aber es ist uns
nicht gelungen, schreibt er am 27. Oktober 1849. Er geht kurz auf die Vorgänge
1848 ein und berichtet dann ausführlich über die Versammlung in
Offenburg, das Ausrücken der Bürgerwehr und die Kämpfe der Revoluti-

497


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0497