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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 518
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0518
Trotz des anscheinend friedlichen Verhaltens der Einwohner verloren Bürgermeister
Valentin Herrmann, zwei Gemeinderäte und sechs Bürgerausschußmitglieder
ihre Ämter. Auch der Polizeidiener und ein weiterer Gemeindeangestellter
mußten den Dienst quittieren10.

Sehr zum Unwillen der Gemeindeverwaltung - die sich deshalb auch tapfer
beim großherzoglichen Oberamt beschwerte beschlagnahmten die
Preußen Waffen und sonstige Armaturen und Monturstücke, die von badischen
Soldaten aus dem Ort abgeliefert worden waren und nach Offenburg
gebracht werden sollten. Eine ganze badische Feldschmiede, zwei Dragonerpferde
samt Reitzeug und Pistolen wurden requiriert, ohne daß man
dafür eine Bescheinigung ausstellte". Belastet fühlten sich die Bürger besonders
durch die ständigen Zwangsabgaben an Heu, Stroh, Schlachtvieh,
die sich insgesamt auf einen Wert von 1849 Gulden beliefen, sogar Sand
für den Reitplatz der Ulanen mußte nach Offenburg geschafft werden12.
1850 kam dann noch die Auflage, sich an den badischen Kriegskosten zu
beteiligen; auf 596 Veranlagte entfielen 898 Gulden und 34 Kreuzer13.

Unter der Herrschaft der Preußen wurden in Schutterwald 18 Bürger und
eine Frau mit Gefängnis- und Geldstrafen belegt. Nicht alle „Verbrechen"
waren Ausdruck besonderer freiheitlicher Gesinnung. Aber Ferdinand Lindenmeyer
und Wendelin Loher, die Munition versteckt hatten, oder Ferdinand
Kempf, der eine gefährliche Waffe bei sich trug, werden aufrührerische
Gedanken nicht fremd gewesen sein. Erst recht kann man als Grund
der Verhaftung des Altbürgermeisters Valentin Herrmann seine demokratische
Einstellung annehmen. Er wurde 1850 wegen Aufreizung gegen die
bestehende Gemeindehehörde mit drei Wochen Polizeigefängnis bestraft -
aber drei Monate gefangen gehalten. Herrmann war am 28. 4. 1848 zum
zweiten Mal als Bürgermeister von Schutterwald gewählt worden und
blieb es, bis die Behörde ihn 1849 absetzte. Über diese Zeit schrieb er
stolz, sie sei für Ihn ein Unglück gewesen. Aber vir die Gemeinde und den
Arminen Mann und jene, welche noch arm werden, zum Glick]4.

Trotz seiner Verbitterung wegen der entwürdigenden Behandlung bei seiner
Verhaftung und im Gefängnis hielt er an seinen freiheitlichen
Grundsätzen fest und warb, nachdem er entlassen worden war, für Versöhnung
: Die erste Pflicht von Bürgermeister und Gemeinderat, heißt es in
seinem Aufruf, sei es, den Bürgern ihre Rechte zu erhalten. Darum ihr
Bürger im Ort, wählt Männer, die halten Jesus Gebot, die nächsten für ein
Bruder ehrt, sodaß in der Gemeinde kann herrschen Eintracht und
Friede^.

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