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tern und Bahnmeistern kamen dagegen vor allem solche Männer in Frage,
die bereits beim Bahnbau eine entsprechend verantwortungsvolle Position
bekleidet hatten. Eine Handvoll Spitzenkräfte des technischen Dienstes ist
in diesem Zusammenhang noch zu nennen: Um als Werkführer oder Werkmeister
angestellt zu werden, mußten Bewerber über eine abgeschlossene
Ausbildung in einem feinmechanischen Handwerk verfügen. Später konnten
sich auch Lokomotivführer für eine solche Stellung empfehlen.23
Die Männer auf der Lokomotive und in den Wagen
Als 1844 die Abgeordneten der Zweiten Kammer über ihre praktischen Erfahrungen
mit dem neuen Verkehrsmittel berichteten, gab es neben viel
Lob auch Tadel. In den Augen des offenbar weitgereisten Ettlinger Fabrikanten
Franz Anton Buhl war das Fahrpersonal nicht so zuvorkommend
[wie] auf anderen Eisenbahnen. Er lieferte die Erklärung hierfür gleich
mit: Die betreffenden Personen seien gröstentheils aus dem Militärdienste,
wo sie als Unteroffiziere gedient haben, gezogen und deßhalb an das Com-
mandiren gewöhnt. Im Laufe der Zeit werde sich dies jedoch legen.24 Es
ging hierbei in erster Linie um die Schaffner und Zugführer, in der damaligen
Begrifflichkeit Kondukteure bzw. Zugmeister. Die Beschäftigung von
ehemaligen Soldaten bzw. Gendarmen ließ sich in einer Reihe von Fällen
konkret nachweisen. Doch nicht immer war Kondukteur der erste erreichte
Dienstgrad. Für viele Eisenbahnpioniere der ersten Stunde ergaben sich
durch den fortschreitenden Streckenausbau Möglichkeiten, bei Bewährung
in besser dotierte Posten einzurücken. Insbesondere Portiers kamen so als
Kondukteure in eine finanziell lukrativere Position. Gegen Ende der
1840er Jahre war dagegen eine Anstellung als Packer und Bürodiener das
übliche Sprungbrett in den Fahrdienst. Auch für die meisten dieser Männer
ließ sich die Herkunft aus dem bewaffneten Staatsdienst nachweisen.25
Zur Pionierzeit des Eisenbahnbetriebs war erfahrenes technisches Personal
Mangelware und wurde zusammen mit den Lokomotiven ins Land geholt,
so auch im badischen Fall. Im Frühjahr 1840 trafen die beiden ersten Lokomotiven
Löwe und Greif - benannt nach den badischen Wappentieren -
in Mannheim ein. Der bei der Herstellerfirma Sharp, Robert & Co. beschäftigte
Mechaniker und Ingenieur Thomas Turner begleitete die Lieferung
und bildete bis zum Sommer 1842 die erste Generation badischer Lokomotivführer
aus.26 In den Erinnerungen eines Zeitzeugen ist davon die
Rede, daß gelernte Schlosser zu Lokomotivführern ausgebildet worden seien
.27 Tatsächlich ließen sich bei den in der Ortenau tätigen Lokführern
kaum Abweichungen vom typischen Karriereweg beobachten: Arbeiter der
Eisenbahnwerkstätten wurden als Heizer fest angestellt, woran sich in sehr
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