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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 530
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dem s.g. Civilcommissär verhandelte, erlauscht und in der nächsten Secun-
de mit lügenhaftester Entstellung ausgeplaudert, so daß ich genöthigt war,
ihm alsbald vor den Beamten auf der Expedition f. . .] über seine Pflicht-
und Anstandsverletzung und Lüge strengsten Verweis geben zu müssen.

Auch andere Kehler Eisenbahner hatten schon vor Ausbruch der Revolution
ihre oppositionelle Einstellung erkennen lassen, wie der Dienststellenleiter
durch directe und indirecte Beobachtungen in Erfahrung gebracht haben
wollte. Sein Antrag, bei einer speziellen Gelegenheit den Zugmeister
Jäckel - den Verdächtigsten, an einen anderen Dienstort versetzen zu lassen
, war jedoch gescheitert.62 Der etwa vierzig Jahre alte aus Karlsruhe
stammende Anton Jeckel, 1845 als Gendarm direkt zum Zugmeister ernannt
, entwickelte sich während der Mairevolution wirklich zu einer treibenden
Kraft. Unter anderem soll er versucht haben, Oberpostdirektor
Mollenbec63 auf dem Bahnhof von Appenweier festnehmen zu lassen.
Kondukteur Severin Einloth64 meldete sich freiwillig als Teilnehmer dieser
Aktion, was ihm später vorgeworfen werden sollte.65 Der bereits im Vorjahr
auffällig gewordene Materialverwalter Joseph Kälber scheint nach
später erhobenen Vorwürfen auch 1849 massiv für die Sache der Revolution
eingetreten zu sein. Gerüchte über angebliche Erfolge der revolutionären
Streitkräfte gelangten bevorzugt über die beiden letztgenannten
Eisenbahner nach Kehl und wurden in den Wirtshäusern verbreitet.66

Niederschlagung

Als sich Ende Juni 1849 der Vormarsch preußischer Truppen als unaufhaltsam
erwies, wurde Johann Nepomuk Winkler, der amtierende Zivilkommissär
des Amtes Euenheim, nervös und ließ unter anderem Philipp
Hillenbrand im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr ziehen. Nach
Winklers Ansicht gefährdete dieser für den Streckenabschnitt zwischen
Dinglingen und Kenzingen zuständige Bahnmeister den Erfolg der Revolution
. Am Morgen des 25. Juni wurde der Eisenbahner daher sofort nach seiner
Ankunft auf dem Bahnhof Orschweier verhaftet und für mehrere Stunden
in der Dienstwohnung des dortigen Expeditors Cordel interniert. Mehrere
der ihm unterstehenden Bahnwarte hatten Hillenbrand beschuldigt, gegen
die Volkssache zu sein und auch das Personal in diesem Sinne bearbeitet
zu haben.67 Ein weitaus dramatischerer Zwischenfall spielte sich in der
folgenden Nacht auf dem Dinglinger Bahnhof ab, als Lahrer Gegenrevolutionäre
den Abtransport der Staatskasse durch die revolutionäre Regierung
verhindern wollten. Das Vorhaben mißlang, und am nächsten Tag wurde
Lahr durch 800 Mann Offenburger, Gengenbacher und Haslacher Bürgerwehr
besetzt.68 Gegen die Regierung Brentano engagierten sich bei dieser

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