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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 540
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Kehler Bezirk gab es also mindestens zwei Disziplinarverfahren (davon eine
Entlassung), die nicht in die von der Eisenbahndirektion gefertigte tabellarische
Zusammenstellung gelangten. Bei den Bahnwarten ist daher
mit einer gewissen Dunkelziffer von Revolutionären zu rechnen, was auch
die Ausklammerung dieser Gruppe bei den Aufstellungen nach Bahnämtern
rechtfertigt.

Nachspiel: Gesinnungskontrolle am Kehler Bahnhof

Nach Abschluß der Säuberungen war man im Ministerium durchaus zufrieden
mit den Eisenbahnern, wie einem um die Jahreswende an den
Großherzog erstatteten Vortrag zu entnehmen ist: Erlaube ich mir noch
ganz besonders hervorzuheben, daß das niedere Personale keines andern
Verwaltungszweigs in gleich hohem Grade wie dasjenige der Post - und Eisenbahnanstalt
, den fortwährenden stürmischen und gewaltsamen Anforderungen
der Umsturzparthei und ihrer Agenten [ausgesetzt und] mit nicht
geringer persönlicher Gefahr bedroht war.107

Auch die Lage am Kehler Bahnhof schien nach der durchgeführten Säuberung
stabil zu sein. Und doch traute man den Eisenbahnbedienten nicht unbedingt
über den Weg. Erkundigungsreisen zur Überwachung der politischen
Stimmung waren nach Niederschlagung der Revolution an der Tagesordnung
. Kehl war durch seine Grenzlage natürlich besonders verdächtig, und
so kamen die preußische Kommandantur in Kehl und die badischen Behörden
im Oktober 1849 überein, daß bei Ankunft und Abgang der Bahnzüge
jeweils ein Gendarme im Bahnhofe sich befinde und die dort sich länger
als an der Rheinbrücke sich verweilenden Fremden überwache, insbesondere
aber darauf achte, daß keine Fremden ohne Personen-Ausweiß in das
tiefere Innere unseres Landes gelassen werden, wenn sie nur in irgendeiner
Weise Grund zu Verdacht geben.xm Am 29. April 1851 kam der Stellvertreter
des Landeskommissärs für den Mittelrheinkreis in Kehl an und hatte
den Eindruck, auf ein Demagogennest gestoßen zu sein, wie er umgehend
seinem Vorgesetzten berichtete: Er habe vernommen, daß das Eisenbahnpersonale
, mit Ausnahme des kränklichen Vorstandes, seine Hinneigung zu
den Freunden der Bewegung noch nicht aufgegeben habe. Maschinist
Gros, bekannt als Republikaner, erhielt kürzlich die goldene Verdienstmedaille
, er trägt sie aber nicht, und soll erklärt haben, er werde sie niemals
tragen, weil seine Freunde ihn auslachen würden. Dagegen soll Briefträger
Rost wegen seiner erprobten guten Gesinnung angefeindet werdend09

Umgehend wandten sich die verantwortlichen Köpfe im Innenministerium
an ihre Kollegen im Außenressort und forderten dazu auf, insbesondere bei

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