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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 548
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wechselten erst die Verlierer des 1. Aufstandes unter Hecker Ende April
1848 über die Rheingrenze.

Grundlage der Bundestagsmaßnahmen waren die Beschlüsse der Karlsbader
Konferenz vom August 1819, auf der Österreich und Preußen zur
Bekämpfung nationaler und liberaler Bewegungen die Demagogenverfolgung
mit einem Universitäts- und Pressegesetz eingeleitet hatten. Unmittelbaren
Anlaß gegeben hatte die Ermordung des Dichters Kotzebue durch
den Studenten K. L. Sand in Mannheim am 23. März 1819.

Der prominenteste unter den Flüchtlingen in Straßburg war Joseph Görres,
Herausgeber des 1816 verbotenen Rheinischen Merkur in Koblenz, der
Napoleon I. bekämpft und sich für die deutsche Einheit unter Führung
Österreichs eingesetzt hatte. Nach Erscheinen seiner Schrift „Teutschland
und die Revolution" war er über die Schweiz nach Straßburg geflüchtet. Er
blieb im Elsaß bis zu seiner Berufung nach München 1826, nachdem er
sich von liberalen Ideen getrennt und sich zum Romantiker und Ultramontanen
entwickelt hatte. Der bedeutende Publizist argumentierte in seinen
1838 begründeten „Historisch-Politischen Blättern" für die Erhaltung der
überlieferten Zustände gegen die aufkommende Industrialisierung.2 Darin
hatte Goethe weiter gesehen. Schon 1828 erklärte er: Mir ist nicht bange,
daß Deutschland nicht eins werde; unsere Chausseen und künftigen Eisenbahnen
werden schon das nötige tun.3 Tatsächlich förderte der Bahnverkehr
die politische Einigung, aber auch die Industrialisierung mit ihren
neuen sozialen Problemen. 1837 wurde in Karlsruhe die erste Lokomotive
gebaut und 1838 das badische Eisenbahngesetz erlassen.

Auf eigenen Erfahrungen mit dem amerikanischen Eisenbahnwesen in den
Jahren 1828-1831 beruhten Friedrich Lists Erkenntnisse, daß Eisenbahnbau
und Zollverein zur Einheit führen würden.4 Der 33jährige Nationalökonom
wollte sich im April 1822 vor drohender Festungshaft durch die
Flucht nach Straßburg in Sicherheit bringen. Da ihm der Weg über die
Kehler Brücke verwehrt war, ließ er sich bei Auenheim im Nachen über
den Rhein setzen. Der verfolgte Liberale fand in Straßburg offene Aufnahme
, erlebte vielen politischen Takt und gesunden Menschenverstand und
fand, daß ich hier lieber ein Käsehändler als in Stuttgart Regierungsrat
sein mag. Aber das Stuttgarter Kriminalamt ließ nicht locker. Es erwirkte
bald die Ausweisung durch den Präfekten. Danach hielt er sich in Kehl und
in Kork auf, wo er bei Dekan Fecht Unterstützung für seine Eisenbahnpläne
fand. Seine in jener Zeit erworbene Ortskenntnis schlug sich nieder in
der Eisenbahnkarte von 1833: die Strecke Rastatt-Basel sollte über Kehl
führen.5 1825 ist er über Le Havre nach Amerika ausgewandert, einen Aufenthalt
in Straßburg erlaubte ihm der französische Innenminister diesmal

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