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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 553
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Über die 48er Flüchtlinge, die anders als früher, tatsächlich unter Mangel
litten, urteilte Otto von Corvin: Nicht alle Demokraten sind Lumpen; aber
alle Lumpen sind Demokraten, oder in Straßburg wimmelte es von demokratischen
Lumpen jeder Schattierung.32 Auch Journalisten rechnet Corvin
dazu, wie den Redakteur des „Freischärler" Carl Homburg vom Post- und
Eisenbahnamt Karlsruhe, seit April in Straßburg. Der ehemalige preußische
Leutnant Otto von Corvin - Wiersbitzki hatte sich zu Beginn des Jahres
1848 in Paris dem Herweghschen Unternehmen angeschlossen. In
Straßburg leitete er den offiziellen Unterstützungsausschuß für deutsche
Flüchtlinge. Er verfügte über Verbindungen zu den badischen Volksvereinen
und verteilte seit Juni 1848 verstärkt aus Deutschland eingehende
Hilfsgüter. Den größten Mangel an Kleidern und Nahrungsmitteln hatten
die Einwohner Straßburgs bereits behoben. Nur politisch Verfolgte wurden
unterstützt, andere, dem Flüchtlingsstrom folgende Elemente, waren auszusondern
. Die Auswahl hatte er den französischen Behörden gegenüber
zu verantworten. Mit anderen Ausschußmitgliedern stellte er Bescheinigungen
für politisch Verfolgte aus, die „sauf-conduits" beanspruchen
konnten und wies ihnen Unterkünfte an. Er hatte das Vertrauen der Behörden
und der Flüchtlinge. Der Ausschuß setzte die eingehenden Gelder auch
ein für die Agitation und den politischen Kampf. Da er auch Flüchtlinge in
geheimem Auftrag zu den badischen Volksvereinen schickte, kam es zu
großherzoglich-badischen Beschwerden. Also wurde er Anfang August
1848 wegen des Verdachts der Anwerbung von Freischaren gegen Baden
aus Straßburg ausgewiesen.33

Einen neuen Weg beschritt Karl Blind zusammen mit Struve, Heinzen und
dem Offenburger Heinrich Schaible. Sie gründeten die Gesellschaft deutscher
Republikaner, die öffentlich tagte und regelmäßig Rechenschaft ablegte
. Sie bestritten der Frankfurter Nationalversammlung das Recht und
die Kompetenz, über einen Gnadenakt für Revolutionäre zu entscheiden,
wollten von einem Gnadenakt nichts wissen, auch nichts von Reue.

Das versicherte eine Erklärung des Parlaments und der Monarchie
Allerfeindlichste Versammlung der deutschen Flüchtlinge zu Straßburg. Inhaltlich
entspricht dies einer zuvor am 20. August 1848 in der Mannheimer
Abendzeitung veröffentlichten Erklärung der deutschen Republikaner.34

Gustav von Struve, Münchener Rechtsanwalt und Publizist, hatte sofort
nach der Flucht in Straßburg zusammen mit Heinzen den Zentralausschuß
der deutschen Republikaner gegründet und zur Vorbereitung eines neuen
bewaffneten Aufstandes aufgerufen. Es heißt da (Niederrheinischer Kurier
vom l. Mai 1848): Eine Übermacht von vertierten Söldlingen... hat dem
Volk das ihm verhaßte Fürstenregiment wieder aufgezwungen (gemeint die

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