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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 555
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Kurz nach Beginn des Rastatter Aufstands am 11./12. Mai 1849 riefen in
Straßburg Plakate zur Rückkehr der Flüchtlinge nach Baden auf, verbunden
mit einem Hoch auf die deutsche Republik. Eine letzte Hilfe erhofften
sich die badischen Demokraten aus Frankreich. Amand Goegg, Lorenz
Brentano und Max Werner schlössen am 20. Juni einen Hilfsvertrag mit
den deutschen Demokraten in Straßburg. Ein Komitee entstand, das Anwerbung
und Organisation bewaffneter französischer Freiwilliger in die
Hand nahm. Dies sei als Beginn eines engen Zusammenschlusses zwischen
beiden Ländern zu betrachten ...4i Aber das geschah zu spät. Preußische
Truppen schlugen den Aufstand am 25. Juli nieder.

Jetzt bot das bisher als rettend geltende linke Rheinufer nur noch vorläufiges
Asyl für Flüchtlinge. Die Schweiz, England, vor allem Amerika boten
künftig Zuflucht für enttäuschte Revolutionäre.

Kennzeichnend für die preußische Sicht der Berliner Barrikadenkämpfe im
März 1848 und der revolutionären Bewegungen allgemein ist, was Hel-
muth von Moltke, der spätere Generalfeldmarschall, seiner Schwägerin am
29. März 1848 aus Koblenz schrieb: Alle Bande drohen sich zu lösen. Es
handelt sich nicht mehr um Monarchie oder Republik, sondern um Gesetz
und Anarchie ... die Proletarier sind der Zauberbesen, den der Liberalismus
heraufbeschworen und den er nicht mehr bannen kann. Ein Angriff
von außen in diesem Augenblick wäre ein großes Glück schreibt er jetzt
und dann im September: Zum Krieg wird es endlich doch wohl kommen,
und da ist der Trost, daß beim ersten Kanonenschuß die Rolle aller dieser
Schwätzer zu Ende ist.44

Militärische Überlegungen dieser Art blieben dem künftigen Generalstabschef
nicht allein vorbehalten. Sie lagen in der Luft.

Wie zu den Zeiten der „Franzosenfresserei", als Heinrich Heine seine Vermittlerrolle
zwischen Deutschen und Franzosen ausübte, konnten jetzt beide
Seiten Interesse an dem gefährlichen Gedankenspiel finden.45 Der Franzosenfeiertag
oder Franzosenlärm mit der von Offenburg aus verbreiteten
Panikwelle ist ein Beispiel (25726. März 1848).

Wie zu Zeiten der Rheingrenzdiskussion 1840 wurde jetzt versucht, das
Bild des kriegs- und eroberungslüsternen Nachbarn zur Unterstützung der
liberalen und republikanischen Bewegung an die Wand zu malen aus übersteigerten
Nationalgefühlen heraus. Andererseits hofften die Konservativen
, den äußeren französischen Einfluß für die Unruhen verantwortlich zu
machen, um die innere Wirkung zugleich ausschalten zu können. Inzwischen
hatten sich Gegensätze auf ganz anderer Ebene aufgebaut. Daß es

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