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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 556
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sich bei den gleichzeitigen Revolutionserscheinungen links des Rheines
schon um soziale, rechts des Rheines noch um politische Fragen ging, wurde
erst später deutlich. Erkannt hatte dies schon Friedrich Engels: Die
großen Bourgeois und die Arbeiter stehen sich direkt gegenüber (Brief auf
Paris 28. März 1848).46

Die Revolutionsgeschichte der sechs Jahrzehnte zwischen 1789 und
1848/49 stand unter den Einflüssen neuer Entwicklungen auf vielen Gebieten
, deren Charakter von den Zeitgenossen kaum erkannt, benannt oder gar
überschaut werden konnte. Zwar zog eine Revolution die nächste nach
sich, sie konnte zur Orientierung dienen. Aber die Art der Probleme änderte
sich. So entstanden immer neue Zielkonflikte, deren Bewältigung die
Kräfte zersplitterte. An die Stelle idealer Vorstellungen und Utopien traten
mehr und mehr handfeste materielle Gesichtspunkte.

Die im England des 18. Jahrunderts begonnene industrielle Revolution war
der französischen und diese der deutschen vorausgegangen. Die damit auftretenden
Probleme des Frühkapitalismus traten auch in dieser Reihenfolge
auf und mit ihnen die Soziale Frage, die Zündstoff lieferte für ein Jahrhundert
.

Auf eine Antwort am wenigsten vorbereitet war Deutschland. Mentalität
und politisches Bewußtsein waren dem nicht gewachsen, trotz Aufnahme
der aus Frankreich kommenden Anstöße fehlte es an den nötigen Voraussetzungen
zur gleichzeitigen Lösung des gewaltigen Fragenkomplexes:
Deutsche Einheit, demokratische Verfassung und Soziale Frage.

Mit einem Blick in die untere Verwaltungsebene läßt sich der Revolutionsgeschichte
etwas Lokalfarbe verleihen. Verdeutlicht werden die Beziehungen
zwischen Straßburg und Kehl/Kork bzw. Paris und Karlsruhe um 1850
und die Lage der als Ausgegrenzte behandelten Flüchtlinge. Das Großherzoglich
badische Innenministerium und das Ministerium des Großherzoglichen
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten in Karlsruhe setzten
nach der Niederschlagung der badischen Revolution ihre Maßnahmen gegen
flüchtige Teilnehmer fort. Weiterhin wurden Fahndungslisten geführt,
um deren Aufenthaltsorte in dem grenznahen französischen Gebiet zu ermitteln
und sie verhaften zu lassen.

Das Bezirksamt Kork war zuständig für den Rheinübergang Kehl. Die
Grenzkontrolle an der Schiffbrücke versah der Brigadier Gredel. Amtmann
von Hunoltstein in Kork lieferte dem Innenministerium Berichte das Treiben
der politischen Flüchtlinge an der Grenze nach Frankreich betreffend.
In der Zeitspanne zwischen Ende Dezember 1849 bis Anfang Dezember

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