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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 559
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Jakobiner ins Frankreich der Aufklärung, ins Land der Freiheit. Während
Beaumarchais von seiner Kehler Druckerei aus mit seiner „Hochzeit des
Figaro" und Voltaires und Rousseaus Werken das absolutistische Regime
in Frankreich unterminierte, gründete Friedrich Christoph Cotta 1792 das
„Straßburgische politische Journal, eine Zeitschrift für Aufklärung und
Freiheit".59 Sein jüngerer Bruder Johann Friedrich Cotta verkaufte Bücher
in Tübingen, verlegte Goethe und Schiller und gründete in Augsburg die
Allgemeine Zeitung, deren Spalten seit 1831 den Berichten Heinrich Heines
aus Paris offenstanden. Der Stuttgarter Arzt Johann Georg Kerner wurde
in Straßburg aktiv, als er 1791 im Straßburger Club des amis de la Constitution
rechtsrheinische Demokraten versammelte. Mitglied wurde dann
Eulogius Schneider aus Unterfranken. Im Schreckensjahr 1793 köpfte die
Guillotine Schneiders Opfer und ihn selbst am l. April 1794 in Paris.60

Nach den Erfahrungen dieses Zeitalters der Revolutionen ereignete sich die
Februarrevolution von 1848 in Frankreich unter neuen, günstigeren Bedingungen
, ehe sie als Folge die badische Revolution auslöste. Die Zahl der
französischen Wähler war mit Einführung des allgemeinen Wahlrechts
1848 von 250.000 auf 9 Millionen gestiegen. Im Land erschienen an die
400 politische Tageszeitungen und 789 andere Periodika, in Paris 26 Tageszeitungen
mit einer Gesamtauflage 1846 von 180000.61 Die mechanische
Druckerpresse (Schnellpresse von König) hatte den Druck verbilligt
und beschleunigt. Die bestens informierten Drucker förderten die politische
Meinungsbildung und fast jede Druckerei beschäftigte an den Pressen
ein paar Deutsche. 62 500 Deutsche lebten 1848 in Paris mit eigener Presse
, mit Lesesälen, Lokalen und Vereinen.62 Eine deutsche Presseagentur
gründeten die Brüder Börnstein in Paris 1843. Reuter, 1849 in Aachen gegründet
, mußte wegen der preußischen Zensur nach England ausweichen.63
Pressefreiheit setzt Leser voraus. Dem setzte das Analphabetentum noch
Grenzen. Doch es gab Cafes wie in Berlin, in denen die Nachrichten aus
Paris laut verlesen wurden. In einem Pressesaal lagen 600 Zeitungen aus.64
In Straßburg gab es Cafehäuser vor 1830 mit Pariser Zeitungen, mit der
Allgemeinen Zeitung aus Augsburg und der Neuen Zürcher Zeitung (dem
immer noch besten deutschsprachigen Blatt). Es gab Lesekabinette, wie
das cabinet Alexandre und Kasinos, so das casino du Commerce, das casi-
no litteraire, das Casino des patriotischen Cirkels.65

Seit den Zeiten der Aufklärung gab es Lesegesellschaften in großer Zahl,
besonders seit der Revolution von 1789, auch am Oberrhein.66 Um 1820
gründete Dekan Fecht in Kork eine solche (die dem Namen nach noch besteht
). Er förderte den Liberalismus im Hanauerland und setzte sich als
Mitglied der 2. badischen Kammer für den Bau einer Bahnstrecke in
Rheinnähe ein, im Sinne von Friedrich Lists Eisenbahnprojekt.67

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