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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 572
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April 1848 eine Volksmenge, angeführt von dem Spediteur Ferdinand Merker
, vor dem Lokal, in dem ein Soldat in Arrest saß, und schrie: Jetzt ist
Freiheit, er muß heraus!]5 In Mannheim erzwangen am 23. März 1848 Infanteristen
gemeinsam mit Freischärlern die Freilassung von drei Kameraden
aus dem Arrest. Mit der schwarz-rot-goldenen Fahne, die sie vor sich
her trugen, legitimierten sie ihren Protest. Auch in Freiburg forderten Soldaten
mit einer deutschen Fahne in der Hand die Befreiung ihrer Kameraden16
. Der Schutz vor willkürlicher Verhaftung, den die Soldaten für sich
reklamierten, ist eines der wichtigsten Bürgerrechte. Die Petitionen und
Gefangenenbefreiungen im März 1848 machten somit deutlich, daß sich
ein Teil der Mannschaften als Bürgersoldaten verstand und in der neuen
Zeit von ihren Vorgesetzten als freie Staatsbürger behandelt werden wollte.
Diese Freiheitsvorstellungen waren zum Teil durch die Partizipation der
einberufenen Urlauber an der Bürgerrechtsbewegung in ihren Heimatorten,
zum Teil in Diskussionen mit Bürgern im Wirtshaus entstanden. Die Soldaten
, die in ihrem zivilen Leben als Handwerksgesellen arbeiteten, hatten
ihren Erfahrungshorizont auf der Wanderschaft erweitert.

Die Proteste der Soldaten für mehr Bürgerrechte stellten jedoch die Rolle
des Militärs als innen- und außenpolitische Exekutivgewalt des badischen
Großherzogs nicht in Frage. So erklärten sich Rastatter Soldaten bereit,
die durch die Gesetze gesicherten Rechte und Freyheit gegen innere und
äußere Feinde zu verteidigen17. Ähnlich argumentierte eine Petition der
Infanteristen aus Karlsruhe, die am 24. März 1848 in Offenburg eingerückt
waren. Die Zeit sei vorbei, in der sie sich als willenlose Maschinen
gebrauchen lassen mußten. Nach der französischen Februarrevolution sei
auch für die Bürger im Soldatenrocke der Tag der Freiheit und Geltung
der Menschenwürde angehrochen. Die Soldaten wollten nach der Freiheit
ringen, sie lieben und sie heilig achten. Sie betonten durch die Unterzeichnung
der Petition jedoch auch, daß sie die Sicherheit und das Eigentum
der Offenburger Bürger vor Einfällen räuberischer Horden aus dem
Elsaß beschützen wollten18. Trotz des Freiheitswillens, den die Mannschaften
bekundeten, hatten die Soldaten folglich wenig Skrupel, gegen
Bevölkerungsgruppen vorzugehen, die von ihren Kommandeuren als
Feinde der gesetzlichen Freiheit bezeichnet wurden; zumal, wenn es sich
um Freischärler aus Frankreich oder der Schweiz handelte. Darauf deutet
ein Vorfall hin, der sich Mitte April 1848 in der Nähe Kehls abspielte.
Die Karlsruher Leibinfanteristen waren von Offenburg an die französische
Grenze gerückt, weil die Kommandeure den Einmarsch bewaffneter
Arbeiter befürchteten. Als ein Offizier der Mannschaft zurief: Heute werdet
ihr Eure Patronen brauchen, zeigte sich Keckheit und Fröhlichkeit auf
den Gesichtern. Einige Soldaten fragten, ob sie die Patronengäßchen aufmachen
sollten19.

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