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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 574
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demokratischen Märzvereine an das deutsche Heer vom 6. Mai 1849:
Wenn Ihr gegen die Reichsverfassung kämpft, wenn Ihr Euch an den Verteidigern
derselben vergreift, so vergreift Ihr Euch an Euch selbst, so
wühlt Ihr in Euren eigenen Eingeweiden. Wollt Ihr nicht selbst freie Männer
werden? Nun wohlan! Streitet für die deutschen Grundrechte, welche
den deutschen Soldaten erst zum freien Menschen machen. (...) Die Reichsverfassung
befähigt Euch zu allen Ehrenstufen aufzusteigen, sie gibt Euren
Invaliden Ehre und Brod, sie gewährt Euch alle Freiheitsrechte, welche
Eure bürgerlichen Mitbrüder besitzen. Darum, deutsche Soldaten, wendet
Eure Waffen nicht gegen Eure Brüder, sondern kämpft für die heilige Sache
der ganzen Nation22. Der badische Landesausschuß der Volksvereine
warnte die Soldaten! Brüder! in einem Aufruf vom selben Tag: Auch Eure
Mithülfe wird man vielleicht noch verlangen, um die gesetzlich festgestellten
Rechte des Volkes anzutasten. (...) Es ist in Eure Hand gegeben, ob Ihr
den Ruhm eines für die Freiheit begeisterten Geschlechtes theilen oder als
Unterdrücker den Fluch der Mit- und Nachwelt auf Euch laden wollt23.
Den badischen Offizieren gelang es nicht, die Mannschaften persönlich so
an sich zu binden, daß die Einflüsse der Demokraten wirkungslos blieben.

Unmittelbar nachdem Bürgerwehren in Karlsruhe und Rastatt öffentlich erklärt
hatten, die Reichsverfassung gegen jeden Angriff verteidigen zu wollen
, begannen auch Soldaten, sich für die Konstitution zu engagieren.
Zunächst in Freiburg und Rastatt. Mit den Versammlungen, in denen Soldaten
sich für die Verwirklichung der Reichsverfassung aussprachen, nahmen
die Mannschaften das Grundrecht auf Versammlungs- und Redefreiheit
für sich in Anspruch, das in der Reichsverfassung verankert war. Die
schwarz-rot-goldene Fahne, mit der die Rastatter Artilleristen zu einer Versammlung
am 10. Mai 1849 zogen, zeigte, daß die Soldaten die Märzerrungenschaften
verteidigen wollten. Um gemeinsam mit den Bürgern für
die Durchführung der Reichsverfassung zu kämpfen, wollten die Infanteristen
zwei Delegierte pro Kompanie zur Offenburger Volksversammlung
am 13. Mai 1849 schicken24. Die Freiburger Soldaten, die sich zwischen
dem 10. und 14. Mai 1849 täglich zu Versammlungen trafen, organisierten
sich demokratisch. Ein Soldatenverein und ein Ausschuß aus Stellvertretern
der einzelnen Kompanien sollten offensichtlich die künftige Teilnahme
an freiheitsfeindlichen Militäraktionen verhindern. Peter Lacher, ein
Barbiergehilfe aus Bruchsal, erläuterte seinen Kameraden, daß sie nun das
Recht hätten, die Befehle ihrer Vorgesetzten zu überprüfen und über sie
abzustimmen. Die Freiburger Besatzung wollte ihre Verbrüderung mit der
Zivilbevölkerung auf der Offenburger Volksversammlung bekanntgeben25.

Wahrscheinlich wäre es gar nicht zu einem Soldatenaufstand gekommen,
hätten sich die Soldaten damit begnügt, auf Versammlungen zu bekunden,

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