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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 588
(PDF, 141 MB)
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Überwachung und Erziehung zum Fleiß sollten nun die Armut und - wie
man hoffte - den sozialen Unmut einschränken.

Dieses Modell weiblicher Betätigung auf kommunaler und landesweiter
politischer Ebene setzte sich im Großherzogtum Baden durch. Dazu trug
ganz wesentlich der 1859 gegründete Badische Frauenverein bei. Auffallend
ist, daß das Selbstverständnis dieses Vereins auf einem Geschlechterverhältnis
basierte, das auch die Frauen der Revolution von 1848/49 für
sich in Anspruch genommen hatten. In der Vereinsfestschrift von 1881
hieß es: Welterschütternde Kämpfe zwischen großen Nationen (...) haben
(...) die jetzt im Leben und Wirken stehende Generation mächtig in Anspruch
genommen. Von diesen Kämpfen und Ringen sind auch die Frauen
nicht unberührt geblieben, sie haben daran teilgenommen in ihrer Weise,
mit dem Herzen und mit der Liebe, die sie drängt, die Wunden, welche die
Schlachten geschlagen, zu heilen (...)32.

Mit dieser Äußerung nahm der Frauenverein Bezug auf den Krieg von
1870/71, d. h. auf die Gründung der deutschen Nation durch Bismarcks
Blut- und Eisenpolitik unter monarchistischem Vorzeichen. Die Arbeitsteilung
zwischen den Geschlechtern allerdings war nicht neu, sie entsprach
der in den Freiheitskriegen postulierten und in der Revolution von 1848/49
mit Freiheitspathos versehenen.

Es bleibt die Frage: Welche Emanzipationskonzepte, welche Vorstellungen
weiblicher Teilhabe an bisher verwehrten Sphären konnten in der Zeit der
Revolution von 1848/49 entwickelt werden, d. h. in einer Zeit, die von einem
rein männlich besetzten Parlament und schließlich von dem als Männertugend
gefeierten Freiheitskrieg geprägt war? Das allerdings beschreibt
eine Forschungsaufgabe, welche die Geschichtsschreibung noch vor sich
hat33.

Aber so fern uns die Zeiten der Revolution vielleicht heute scheinen. Es
wurden damals Sätze gesagt, die bis heute Gültigkeit haben. Zum Schluß
sei daher nochmals Louise Otto zitiert, die schon 1843 feststellte: An der
Stellung, welche die Frauen in einem Lande einnehmen, kann man sehen,
wie dick von unreinen Nebeln oder wie klar und frei die Luft eines Staates
sei; - die Frauen dienen als Barometer der Staaten™.

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