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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 593
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Aktivität, Stärke, Aggressivität als Eigenschaften zugeschrieben, der Frau
hingegen Gefühl, Passivität, Schwäche und Liebe. Wie frau sich zu verhalten
hatte, damit sie „weiblich" und „natürlich" wirkte, wurde ihr durch die
gesellschaftlichen Konventionen vorgeschrieben.5

Diese Weiblichkeitsentwürfe dürfen nicht mit der damaligen gesellschaftlichen
Realität gleichgesetzt werden. Aber es gilt zu bedenken, daß solche
gesellschaftlichen Wertvorstellungen auf das reale Leben der Frauen
Einfluß nahmen. So gerieten sogar politisch engagierte Frauen, die sich
schriftstellerisch für ihre Rechte einsetzten, mit dem herrschenden Bild
der Frau in Konflikt. Sie versuchten, ihre Ansichten und Aktionen zu
rechtfertigen. Schließlich wollten sie nicht unweiblich oder gar emanci-
piert6 wirken. Sie wurden nicht nur dem Spott der Männer, sondern auch
dem ihres eigenen Geschlechts ausgesetzt. Dazu Louise Dittmar7: Laßt
Euch nicht irremachen durch das Gespötte so vieler, welche die Emanzipation
der Frauen (Befreiung aus sklavischen Verhältnissen) dadurch ins
Lächerliche zu ziehen suchen, daß sie weibliche Subjekte als emanzipiert
anführen, welche sich bei Trinkgelagen durch Rauchen und Zotenreißen
hervortun*

Nur wenige Frauen sprengten die ihnen zugewiesene Rolle. Aber in der
Zeit des Vormärz und der Revolution fand ein Bewußtseinswandel statt. Im
Zuge der „neuen Zeit" veränderte sich auch das Rollenbild der Frauen.

Untersuchungen über bestimmte Gruppen sind immer mit dem Problem
der Pauschalisierung konfrontiert. Die Frauen als homogene Gruppe gibt
es nicht. Meistens, wenn von den revolutionären Frauen die Rede ist, sind
bürgerliche Frauen gemeint. Dies liegt u. a. daran, daß die ohnehin spärlichen
Quellen kaum Aussagen über oder von Unterschichtsfrauen enthalten
.

Es ist notwendig, soziale Schichten zu unterscheiden: unterbürgerliche
Schichten nutzten andere Handlungsmöglichkeiten als bürgerliche. So artikulierten
unterbürgerliche Frauen ihren Protest in spontanen Aktionen. Sie
gingen auf die Straße, wie z. B. beim Ulmer Brotkrawall, oder veranstalteten
sogenannte Katzenmusiken.9 Bürgerliche Frauen hingegen konnten
aufgrund ihrer Bildung und sozialen Stellung andere Formen wählen: Sie
gründeten z. B. Frauenvereine mit unterschiedlichen Zielsetzungen (carita-
tiv, konfessionell, politisch). Die demokratischen Frauenvereine stritten
nicht für die Belange der Frauen, sondern sie unterstützten die allgemeinen
Forderungen der Revolution: Freiheit und nationale Einheit. Viele politisch
aktive Frauen erkannten bald, daß mit der erstrebten Freiheit nicht ihre,
sondern nur die Freiheit der Männer gemeint war. Deshalb setzten sich die

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