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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 607
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1998/0607
Die Freiheit der Karoline Enghauser

Anne Junk

Über das Engagement bürgerlicher Frauen für die Revolution ist deutlich
mehr bekannt als über die Aktionen von Frauen aus den unteren Schichten.
Letztere wirkten bei Krawallen und Katzenmusiken mit oder beim Bau von
Barrikaden etc. Bei diesen „Protestformen der Straße" treten die beteiligten
Frauen als „Masse" in Erscheinung, als Persönlichkeiten lassen sie sich
meist nicht fassen. Solche Frauen hinterließen in der Regel keine Aufzeichnungen
, keine Spuren.

Bei der Suche nach Revolutionärinnen aus kleinbürgerlichen Schichten in
der Umgebung Offenburgs stieß ich auf Karoline Enghauser aus Kenzin-
gen. In der Raabschen Kartei1 ist ihr Handeln im Frühsommer 1849 und
dessen gerichtliches Nachspiel zusammengefaßt.

Die Art und die Agressivität der beschriebenen Aktion ließ vermuten, daß
es sich bei Karoline Enghauser nicht um eine bürgerliche Frau handeln
würde. Interessant war, daß sie zu einer höheren Haftstrafe verurteilt worden
war als ihr Ehemann und auch erst später begnadigt wurde. Gewöhnlich
wurden die demokratisch engagierten Ehefrauen von mehr oder weniger
bekannten Revolutionären zu einer deutlich niedrigeren Strafe verurteilt
als ihre Männer. Oft stellte man gerichtliche Untersuchungen der revo-
lutionsunterstützenden Aktionen von Frauen sogar wegen Geringfügigkeit
ein, und es kam zu keiner Verurteilung.

Was hatte Karoline Enghauser getan, um in dieser Hinsicht aus dem Rahmen
zu fallen? Aus den Prozeßakten ergibt sich folgendes Bild: Tatsächlich
ist die 27jährige Karoline Enghauser im Frühsommer 1849 mit ihrem
gleichaltrigen Mann und dessen 18jährigem Bruder von Kenzingen nach
Wagenstadt gezogen. Der junge Carl Enghauser hatte ein Gewehr dabei,
das aber angeblich nicht geladen war.2 Es könnte sein, daß auf seiten der
tapferen Revolutionärinnen auch Alkohol im Spiel war.3 Die drei haben die
Wagenstatter Wachmannschaft des 1. Aufgebots aufgefordert, sich den Revolutionstruppen
in Freiburg anzuschließen und im Weigerungsfall mit
„Totschießen" gedroht.4 Dabei hat sich Karoline eindeutig hervorgetan.
Zeugen gaben an, daß die beiden anderen - im Gegensatz zur Benjamin
Enghauser'sehen Ehefrau - nicht viel gesprochen haben.5 Mit der Mannschaft
aus Wagenstadt zogen die drei nach Freiburg.

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