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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 637
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mann der dortigen Volkswehr5 und ein ungenannter Bruchsaler Weinwirt6,
den seine Sympathisanten sogar aus dem Zuchthaus befreien wollten. Die
Bruchsaler Bierwirte7 taten sich noch mehr hervor: der Adlerwirt Julius
Autenrieth, der Schwanenwirt Georg Jung, der Kreuzwirt Lorenz Schwarz,
der Blumenwirt Karl Bender, der Lammwirt Friedrich Wiebel, der Traubenwirt
Wendelin Hohmann, Philipp Tröstler vom „Grünen Hof" sowie die
Brauer Johann Christoph Sieber und Heinrich Hetterich. In Gernsbach war
der Lammwirt Stoll8 dabei, vor allem aber der Wirt Wallraff vom „Badischen
Hof" als dem geheimen Rathaus der Stadt und Hauptquartier der revolutionär
gesinnten Bürger*; Wallraff nahm auch an der Offenburger Landesversammlung
teil. In Michelbach fiel der Engelwirt Johann
Ruckenbrod10 dadurch auf, daß er Freischärler in seinem Haus verbarg. In
Greffern lebte der Hechtwirt Karl Ludwig Wörther", in dessen Gaststube
die Aufrührer sich versammelten; der Ankerwirt Joseph Wötzel12 wurde
als Wahlmann nach Frankfurt entsandt. In Haslach war es der Rabenwirt
Grieshaber, ein intelligenter Manni?>, der nach Frankfurt ging. In Hornberg
wirkte der Bärenwirt Gottlob Baumann, der Großvater von Wilhelm Hausenstein14
. In Emmendingen betätigte sich der Schlößlewirt Karl
Ringwald13, der es bis zum Major des dortigen ersten Aufgebots brachte,
und in Lottstetten bei Jestetten der Engelwirt Joseph Weißhaar16. In Konstanz
beteiligten sich der Sonnenwirt August Schmidt17 und der Andreas
Kilian18 vom „Badischen Hof", in Grenzach der Zielwirt Georg Friedrich
Müller19 und in Muttenz der Schlüsselwirt Meßmer, dessen Haus als ein
Zentrum der revolutionären Agitation20 bezeichnet wurde. Für Förderer
waren die Wirtschaften, und zumal die vielen in Rastatt, nichts anderes als
Werkstätten der Politik21.

Es bleibt die Frage, wie es dazu kommen konnte; die Antwort darauf fällt
jedoch nicht schwer22. Schon immer war das Gasthaus ein Ort der Kommunikation
; ein Ort, an dem sich die Männer - wie die Frauen an der
Waschbank und am Backhaus - regelmäßig trafen und unterhielten; ein Ort
auch, an dem es die jeweils aktuellsten Informationen gab, weil hier die
Zeitungen auslagen und die Durchreisenden einkehrten. Was hier entstand,
war Öffentlichkeit in einem ganz emphatischen, politischen Sinn: Mitteilung
, Besprechung, Erregung und Empörung (wozu die ausgeschenkten
Getränke ihr Teil beitragen mochten), Verabredung zur Tat. Hansjakob
weiß von ein paar Burschen, die wegen hochverräterischer Wirtshausreden
in Haft gesetzt23, wurden. Und alles geschah vor den Augen und Ohren und
mit dem Wissen des ohnehin überlegenen, oft weitläufigen Wirts; kein
Wunder, wenn er sich dann an die Spitze setzte24. Insgesamt sind so nicht
weniger als 897 badische Gastwirte aktenkundig geworden (und sei es nur
dadurch, daß sie dem Volksverein angehörten oder revolutionäre Zeitungen
bezogen)23.

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