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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 640
(PDF, 141 MB)
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lieh. Die an das Ende einer langen Stange aufrecht befestigte Sense ist eine
furchtbare Waffe, gegen welche man sich schwer mit dem Bayonet verthei-
digen kann, da dieselbe viel länger ist11. Und Thoma, zum selben Thema:
Wir Buben spielten Freischärler und Soldaten und zogen im Tal herum,
schmarotzten wohl auch an den Wirtshäusern, wo besonders der Adlerwirt
uns Wein spendete. Die erwachsene Mannschaft schmiedete in der Schmiede
ihre Sensen gerade an die Stiele. Einer der gutmütigsten Menschen, der
Sägerkarle, machte die grausigste Waffe, er machte an einem langen Schaft
die Sense aufgerichtet und dahinter links und rechts zwei scharfe Sicheln,
dabei erklärte er uns Buben, wie er zuerst in die Feinde hineinstechen und
dann mit den beiden Sicheln noch andere Feinde links und rechts mitten
durchschneiden wolle. Wir bewunderten den Held3S. Die so oder ähnlich
ausgestatteten Aufrührer wurden, ganz allgemein, einfach Sensenmänner'9
genannt.

In diesem Wort und in dem Bild, auf das es sich bezog, schwang aber etwas
mit, was den Schrecken, der von beiden ausging, zusätzlich erklärt.
Als Sensenmann erschien nämlich niemand anders als der Tod im spät-
und nachmittelalterlichen Totentanz; und dieser Tod war immer einer, der
vor allem alle gleich machte und, selber von ganz unten kommend, dabei
dennoch die Großen gröber abfertigte als die Kleinen40. Im Sensenmann
aktualisierte sich etwas Archaisches - bis, wie es in einer Volksballade von
Hecker heißt, die Sensen verlorn41 gegangen waren. Manche Sense war
zerbrochen/Und erschossen mancher Mann/die ich nicht all nennen
kann42.

4. Bärte

„Alle, die mit uns kapern fahren,
müssen Männer mit Bärten sein... "

Zum Bild des Revolutionärs gehörte auch der Bart, der sogenannte Demokratenbart47
'; auch nicht ohne Grund. Denn die Barttracht symbolisierte
und signalisierte - und zwar bis in die jüngste Vergangenheit hinein - oft
einen Protest; in ihr widersetzte sich das gewissermaßen Naturwüchsige
der modischen, sozialen Konvention44. (Nicht zufällig spricht Schurz von
wilden Bärten45.) Dies wurde von der Gegenseite nur zu gut verstanden.

Wer immer irgend in der Heimat ein Herz fürs Volk und die nötigen Haarmittel
hatte, ließ sich - so Hansjakob - in jenen Tagen einen Vollbart
wachsen46. Aber Corvin schnitt den Bart mit einer Scheere ab41, als er
beim Schmied in Karsau unterkroch, und als er dann wieder mit Herwegh
zusammentraf, sah er, daß dieser gleichfalls seinen Bart auf dem Altar der

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