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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 645
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tüchern nicht mehr sicher waren16. Und sicher waren auch diejenigen
nicht, die in Rastatt einer bestimmten Schülerverbindung angehörten. Anno
1849, an einem schönen Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr machte im
Gasthause zu den drei Königen ein preußischer Offizier die Wahrnehmung,
daß mehrere junge Leute mit roten Mützen in ein benachbartes Haus sich
begaben. Nichts Gutes witternd, schickte er auf die Hauptwache und bald
erschienen vier Bewaffnete, welche das rote Nest aushoben. Zum Stadtkommandanten
geführt, erklärten die Gefangenen, sie seien nichts weniger
als republikanische Verschwörer, sondern unschuldige Alemannen, die
durch rote Mützen von den Markomannen sich unterscheiden. Mit einer
scharfen Strafpredigt wurden sie entlassen11.

8. Schlußbild

Im „Wochenblatt für die großherzoglichen Bezirke Baden und Bühl" erschien
schließlich, am 29. Dezember 1849, die folgende Bekanntmachung:
Man sieht sich veranlaßt, wiederholt zur Nachachtung bekannt zu machen,
daß das Tragen von Hüten mit breiten Krempen (s.g. Heckerhüte), gleichviel
von welcher Farbe sie sind, das Tragen von rothen Bändern, Federn
und sonstiger revolutionärer Abzeichen, verboten ist. Alle diejenigen, welche
diesem Verbote zuwiderhandeln, haben ausser der Confiskation dieser
Gegenstände, eine mehrtägige Arreststrafe zu gewärtigen. - Im Falle Kinder
unter 14 Jahren mit solchen Abzeichen betreten werden sollten, so werden
deren Eltern resp. Vormünder deshalb zur Verantwortung gezogen1*.
Nachdem der Kampf auf der realen Ebene entschieden war, wurde er - wie
schon mehrfach gezeigt - auf der symbolischen fortgesetzt.

Corvin hat, wohl ohne es zu wollen und zu wissen, das, worum es hier
ging, noch nachträglich in einem einprägsamen Bild zusammengefaßt: An
der Spitze flatterten die schwarzrothgoldenen Fahnen gegen die Sensen der
bärtigen, grimmig aussehenden Träger mit ihren weißen Blousen und
grauen, federgeschmückten Freischärlerhüten. Die Staffage paßte trefflich
zu der wilden Schwarzwaldlandschaft19. Das war, wie er selber sagt, malerisch
genugm, aber nicht nur das.

Quellen:

J(oseph) Belli, Die rote Feldpost unterm Sozialistengesetz. Mit einer Einleitung: Erinnerungen
aus meinen Kinder-, Lehr- und Wanderjahren (8. Aufl. Berlin 1926).
Otto von Corvin, Erinnerungen aus meinem Leben. Bd. 1-3 (3. Aufl. Leipzig 1880).
Anton Fendrich, Hundert Jahre Tränen. 1848-1948 (Karlsruhe 1953).

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