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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
78. Jahresband.1998
Seite: 665
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16. Die Belagerung von Rastatt

Im badischen Land da ging es schlecht,
da galt nicht mehr Gesetz und Recht.
Der Großherzog der mußte fliehn,
sein eignes Heer verfolgte ihn.

Der Jager und der Füsilier,
die nahmen manchen auf's Visier,
und schickten sie die Kugel fort,
so traf sie stets den rechten Ort.

Doch das war unserm König leid,
zur Hülfe war er schnell bereit,
und eh man sich des Ding's versah,
da waren schon die Preußen da.

Wir stellten bald die Ordnung her,
es muckste kein Rebell sich mehr,
und nur ein kleiner Ueberrest,
der setzte sich in Rastatt fest.

Sie dunkten sich ganz sicher dort,
denn Rastatt ist ein fester Ort,
und von den Wällen ringsumher
da flogen Kugeln kreuz und quer.

Der Kürassier und der Husar
das waren wack're Kerls fürwahr!
sie sprengten hin, sie sprengten her,
ob irgend einzuhauen war'.

Die Artillerie stand stets bereit,
sie donnerte von Zeit zu Zeit,
und ließ man ihr nur freie Hand,
so schoß sie Rastatt ganz in Brand.

Die Pioniere stets voran -

sie legten Weg' und Brücken an,

sie schlugen Hütten für uns auf

und bauten Schanzen drauf und drauf. -

Und dennoch rückten wir davor,
pfiff auch die Kugel uns ums Ohr,
die Festung mußte unser sein,
und ging durch Blut der Weg hinein.

Die Infanterie hielt treue Wacht
mit ihrer Landwehr Tag und Nacht,
und wo es galt, da ging sie d'rauf -
kein Kugelregen hielt sie auf.

Als die Rebellen das gesehn,

da dachten sie: „das kann nicht gehn!"

und Rastatt hat kapitulirt,

und wir sind drauf hineinmarschirt!

So nahmen wir - und das war gut! -
die Festung ohne weit'res Blut,
und fiel auch mancher Kamerad:
Er starb als preußischer Soldat!!

[unbekannter Verfasser; Juli/August 1849]

In: Sechs schöne neue Lieder. Frankfurt und Berlin, Oberwasserstraße No.
10., bei Trobitzsch und Sohn. [Flugschriften aus der Zeit von 1820 bis
1860. Deutsches Volksliedarchiv, Signatur V 1137, Nr. 78. - Abgedruckt
in: Badische Heimat 2. Jg. 1915, S. 14-16: „Ein Volkslied aus der badischen
Revolutionszeit" von John Meier, Freiburg i. Br.]

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